Corona-Proteste in China belasten Europas Börsen

Frankfurt (Reuters) – Die Proteste gegen die Corona-Politik in China setzen zum Wochenanfang weltweit die Aktienmärkte unter Druck.

Der deutsche Leitindex Dax und sein europäisches Pendant EuroStoxx50 fielen am Montag um jeweils knapp ein Prozent auf 14.405 und 3930 Zähler. An der Wall Street deuteten die US-Futures ebenfalls auf einen schwächeren Handelsstart hin. Angesichts des in der Volksrepublik nur selten auftretenden Widerstands gegen Restriktionen der Behörden befürchteten Anleger eine weitere Eintrübung der Wachstumsaussichten.

Es bestehe die Gefahr, dass steigende Corona-Zahlen zu weiteren Protesten führten und dass soziale Unruhen die Wirschaft weiter schwächten, sagte Robert Subbaraman, Chefvolkswirt für Asien beim Finanzinstitut Nomura. “Die Proteste in China stellen die Null-Covid-Politik der Regierung in Peking auf die Probe”, konstatierte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Online-Broker CMC Markets.

China meldete am Montag mit mehr als 40.000 Neuinfektionen den fünften Tag in Folge einen Rekordanstieg. In der Finanzmetropole Shanghai wurden nach Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Auch in Wuhan, Chengdu und Teilen der Hauptstadt Peking flammten am Wochenende Proteste gegen die Corona-Beschränkungen auf.

ROHSTOFFE UNTER DRUCK – ANLEIHEN AUCH

Die Sorgen um Chinas Wirtschaftswachstum setzten die Rohstoffmärkte unter Druck. Die Nordsee-Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verbilligten sich um jeweils mehr als drei Prozent auf 80,90 und 73,85 Dollar je Barrel. Der Preis für Kupfer und andere Industriemetalle gab ebenfalls nach.

Die Unsicherheit bekamen zudem Kryptowährungen zu spüren. Bitcoin fiel um rund zwei Prozent auf 16.170 Dollar; der Preis für Ethereum bröckelte um 2,5 Prozent auf 1168 Dollar ab. “Alles, was mit Risiko zu tun hat, fassen Investoren mit spitzen Fingern an,” sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

Am Anleihemarkt befürchteten Anleger, dass strengere Abriegelungen der Behörden in China die Lieferketten negativ beeinflussen könnten. “Dies könnte sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken und den Inflationsdruck verstärken”, sagte Daniel Lenz, Zinsstratege bei der DZ Bank. Mit Blick auf die wieder zunehmenden Inflationssorgen trennten sich Investoren von Staatsanleihen in der Euro-Zone. Im Gegenzug stieg die Rendite 10-jähriger deutscher Papiere um vier Basispunkte auf 2,008 Prozent.

EINIGUNG MIT GLÄUBIGERN BEFLÜGELT ADLER – BRENNTAG STÜRZT AB

Bei den Einzelwerten schnellten die Aktien der Adler Group um rund 40 Prozent in die Höhe. Der krisengeschüttelte Immobilieninvestor verkündete am Sonntag eine Einigung mit wichtigen Gläubigern. Verwaltungsratschef Stefan Kirsten sprach am Wochenende von einem “Befreiungsschlag”.

Papiere des Chemikalienhändlers Brenntag lagen dagegen rund acht Prozent im Minus. Das Unternehmen nimmt seine bisher größte Übernahme ins Visier und verhandelt mit seinem US-Konkurrenten Univar. Analysten führten allerdings Bedenken ins Feld. Angesichts des Umfangs des Geschäfts wäre die Integration der Firma alles andere als einfach, konstatierten die Experten von Warburg Research. JP Morgan verwies dagegen auf das Potenzial für erhebliche Synergien.

In London stürzten die Aktien des britischen Modekonzerns Superdry um fast neun Prozent ab. Das Unternehmen befindet sich in Gesprächen mit einem Hedgefonds, um eine wichtige Kreditlinie zu refinanzieren. Aktien der Credit Suisse fielen in der Spitze um mehr als fünf Prozent auf ein neues Rekordtief. Die kriselnde Schweizer Großbank kämpft mit einem Abfluss von Kundengeldern. Anleger fürchteten zudem weitere Rechtsstreitigkeiten.

(Bericht von Stefanie Geiger und Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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