Berlin (Reuters) – Die harte Corona-Politik der chinesischen Regierung und die aufkeimenden Proteste dagegen bekommen auch die deutschen Unternehmen vor Ort zu spüren.
“Seitdem Mitte November von der chinesischen Zentralregierung leichte Lockerungen der Corona-Maßnahmen angekündigt worden sind, sehen wir jedoch mit zunehmenden Corona-Infektionen auf der lokalen Ebene eine eher verschärftere Umsetzung”, sagte das Geschäftsführende Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer (AHK) in Peking, Jens Hildebrandt, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Das stoße in Wirtschaft und Gesellschaft zunehmend auf Unmut, der sich nun entlade.
“Die wirtschaftlichen Konsequenzen in Bezug auf Vorprodukte, funktionierende Produktion, inländischen Lieferketten und vor allem Konsumvertrauen werden spürbarer”, fügte Hildebrandt hinzu. “Manche deutsche Unternehmen sind von plötzlichen kurzfristigen Schließungen betroffen, bei einigen bleiben die Mitarbeiter für Schichtbetrieb in den Fabriken wohnen, anderen fehlt es an Mitarbeitern, die zu Hause im Lockdown sitzen.”
In der Finanzmetropole Shanghai werden nach den Protesten gegen die Corona-Politik die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. In dem Viertel, in dem sich am Wochenende Demonstranten versammelt hatten, wurden die Straßen mit Metallgittern abgesperrt. Polizisten patrouillierten paarweise in Warnwesten. Streifenwagen und Polizeimotorräder waren ebenfalls im Einsatz. Die Demonstrationen gegen die strikten Corona-Maßnahmen hatten sich am Sonntag auf mehrere Städte ausgeweitet. Sie wurden auch zu Protesten gegen die Regierung: In Shanghai rief eine Gruppe zum Rücktritt von Präsident Xi Jinping auf. “Nieder mit der Kommunistischen Partei Chinas, nieder mit Xi Jinping”.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)