München (Reuters) – Die neuen Bilanzierungsregeln für die Versicherungsbranche treiben die Rendite der Allianz tendenziell nach oben.
Finanzvorstand Giulio Terzariol bezifferte den Effekt in einer Telefonkonferenz am Mittwoch auf “gut einen Prozentpunkt”. Der Münchner Versicherungsriese werde künftig eine Eigenkapitalrendite (RoE) von rund 15 Prozent anvisieren, “vielleicht sogar etwas mehr”. Bisher peilt die Allianz eine Eigenkapitalrendite von mehr als 13 Prozent an. Die neuen Vorschriften nach dem internationalen Bilanzstandard IFRS zur Bewertung von Versicherungsverträgen und eigenen Finanzanlagen (IFRS 9 und 17) treten zum neuen Jahr in Kraft. Dabei fällt unter anderem das Eigenkapital niedriger aus, weil die erwarteten Erträge in der Lebensversicherung künftig zum Teil in einer neuen Position (CSM) statt im Eigenkapital verbucht werden.
Beim Nettogewinn erwartet die Allianz künftig eine stärkere Volatilität, da die Kursschwankungen von mehr Wertpapieren in der Gewinn- und Verlustrechnung abgebildet werden müssen. Auf die Dividendenpolitik werde sich das aber nicht auswirken, sagte Terzariol. Die Allianz werde ab 2023 einen “bereinigten Gewinn” ausweisen, aus dem diese Schwankungen herausgerechnet werden und der die Basis für die Dividendenzahlung ist. Für den operativen Gewinn erwartet der Finanzchef unter dem Strich kaum Änderungen im Vergleich zum bisherigen Standard, “allenfalls kurzfristig, wegen der steigenden Zinsen”, sagte er.
Grundsätzlich seien die Änderungen zu begrüßen, sagte der Italiener. Vor allem in der Lebensversicherung sei dadurch mehr Transparenz gewährleistet. Die neue Rechnungslegung passe in der Systematik auch besser zu den Solvenzquoten, die die Versicherer ausweisen müssen. In der Schaden- und Unfall-Sparte dürften sie ein höheres versicherungstechnisches Ergebnis zeigen, weil die Schadenrückstellungen von 2023 an abgezinst werden. Damit fällt auch die Schaden-Kosten-Quote niedriger – also besser – aus. Im Gegenzug dürfte das Kapitalanlageergebnis der Sparte etwa im gleichen Maß sinken.
Die Allianz will Zahlen nach der neuen Bilanzierung erstmals im Mai für das erste Quartal 2023 vorlegen. Auch die Prognose für das Jahr 2023, die die Allianz Mitte Februar abgibt, basiert bereits darauf, die Geschäftszahlen für 2022 folgen aber noch den bisherigen Regeln.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)