Berlin (Reuters) – Trotz Energiekrise und drohender Winterrezession wollen die Unternehmen in Deutschland mehr Personal einstellen.
Das per Umfrage unter 9000 Betrieben ermittelte Beschäftigungsbarometer kletterte im November um 1,8 auf 99,6 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag mitteilte. Das ist der erste Anstieg nach zuvor fünf Rückgängen in Folge. “Vor dem Hintergrund der abnehmenden Unsicherheit könnte die Zahl der Beschäftigten in Deutschland weiter steigen”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. “Der Fachkräftemangel wird aber ein dauerhaftes Problem bleiben.”
In den einzelnen Wirtschaftszweigen ist die Einstellungsbereitschaft unterschiedlich ausgeprägt. In der Industrie stieg das Beschäftigungsbarometer nach zuvor fünf Monaten mit Rückgängen erstmals wieder. “Noch herrscht aber eine gewisse Vorsicht bei der Aufstockung des Personalbestandes”, hieß es dazu. Bei den Dienstleistern hat der Indikator deutlich zugelegt. Dabei sucht der IT-Sektor kontinuierlich neue Mitarbeiter, aber auch die Gastronomie möchte zur Weihnachtszeit verstärkt neu einstellen. Im Handel hingegen ist weiterhin mit Entlassungen zu rechnen. Im Bauhauptgewerbe gibt es dem Ifo zufolge “eine leichte Tendenz zu Neueinstellungen”.
Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland liegt aktuell auf einem Rekordwert. Im Oktober gingen 45,7 Millionen Personen einer Arbeit nach, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Damit wurde der erst im Vormonat erreichte Höchststand um 113.000 oder 0,2 Prozent übertroffen. “Die deutsche Wirtschaft zeigt sich insgesamt widerstandsfähiger als gedacht und kann den von vielen befürchteten Absturz wohl vermeiden”, sagte der Konjunkturexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Guido Baldi. “Allerdings gibt es leider wenig Hoffnung auf eine rasche und kräftige Erholung von der gegenwärtig schwierigen Situation.” Die exportorientierte Wirtschaft werde in den kommenden Monaten zunehmend auch die Abschwächung der Weltkonjunktur zu spüren bekommen.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte))