Frankfurt (Reuters) – Wenige Stunden vor Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten ist die Stimmung am europäischen Aktienmarkt angespannt.
Der Dax notierte am Freitagvormittag bei lustlosem Handel 0,2 Prozent höher bei 14.450 Punkten, der EuroStoxx50 stand 0,1 Prozent tiefer bei 3981 Punkten. “Auf dem Wunschzettel der Anleger findet sich ein schwächerer, aber nicht zu schwacher Arbeitsmarktbericht”, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. “Denn niemand will, dass nach ersten Entspannungssignalen von der Inflationsfront nun gleich wieder die Debatte über eine bevorstehende Rezession in der amerikanischen Wirtschaft losgetreten wird.” Experten erwarten für November den Aufbau von 200.000 US-Stellen außerhalb der Landwirtschaft im Vergleich zu 261.000 im Vormonat.
ZINSERWARTUNGEN KÖNNTEN DURCHEINANDERGEWIRBELT WERDEN
Starke Job-Zahlen könnten Experten zufolge wiederum an den Zinserwartungen der Börsianer rütteln, die fest von einer Verlangsamung des Tempos der US-Notenbank Fed ausgehen. Die Mehrheit der Marktteilnehmer rechnet aktuell mit einer Anhebung um 50 Basispunkte im Dezember. Der Dollar-Index, der die US-Devisen zu anderen wichtigen Währungen misst, gab erneut nach und notierte 0,1 Prozent tiefer bei 104,60 Punkten. An den Anleihemärkten sanken die Renditen. Die zehnjährigen Bundespapiere rentierten bei 1,776 nach zuvor 1,824 Prozent. Die Verzinsung der US-Pendants fiel auf 3,515 von 3,527 Prozent. Anleger hatten in den vergangenen Tagen in Erwartung eines gedrosselten Zinstempos in den USA verstärkt zu Anleihen gegriffen.
MÖGLICHER MILLIARDENZUKAUF VERSCHRECKT SANOFI-AKTIONÄRE
Der Dividendenvorschlag von Stabilus kam bei den Anlegern gut an. Die Titel gewannen bis zu 2,4 Prozent auf 63,50 Euro. Der Industrie- und Autozulieferer schlägt eine Ausschüttung von 1,75 Euro je Aktie für 2022 vor. “Das liegt ganz klar über den Markterwartungen”, sagte ein Händler. Mit einem Kursplus von zwei Prozent zählten Patrizia zu den Favoriten im SDax. Der Immobilieninvestor übernimmt die dänische Firma Advantage Investment Partners und schraubte seine Ziele für das verwaltete Vermögen (Assets under Management) auf bis zu 60 Milliarden Euro nach oben.
Anleger von Sanofi kehrten dem Arzneimittelhersteller in Paris hingegen den Rücken, nachdem dieser eine mögliche Bar-Offerte für das US-Biotech-Unternehmen Horizon Therapeutics in Erwägung zieht. Die Aktien fielen um 2,5 Prozent auf 85,24 Euro. Horizon, das Medikamente für seltene Autoimmun- und schwere Entzündungskrankheiten herstellt, hat eine Marktkapitalisierung von etwa 18 Milliarden US-Dollar.
ADIDAS-ANLEGER ERTRAGEN DEUTSCHES WM-AUS MIT GLEICHMUT
Aktien von Adidas zeigten nach dem Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft hingegen keine Schwäche und lagen 0,3 Prozent im Plus. Der Sportartikelhersteller hält an seinen Umsatzerwartungen rund um das Turnier fest. In Tokio hatte der überraschende Sieg der japanischen Elf über Spanien und die Qualifizierung für das WM-Achtelfinale die Aktien des Sportbekleidungsherstellers Mizuno um rund ein Prozent beflügelt. Die Titel des Social-Media- und Online-Werbeunternehmens CyberAgent, das alle Spiele der Weltmeisterschaft in Katar auf seiner Ameba-App überträgt, um rund vier Prozent.
(Bericht von Anika Ross. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)