Frankfurt (Reuters) – Wieder hochgekochte Zinssorgen haben die europäischen Aktienmärkte fest im Griff.
Dax und EuroStoxx50 notierten am Dienstag jeweils 0,3 Prozent schwächer bei 14.401 und 3946 Zählern. Nach durchweg besser als erwartet ausgefallenen US-Wirtschaftszahlen seien die Aktienmärkte in einer schwierigen Situation, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. “Denn die weiterhin florierende US-Wirtschaft könnte die Fed dazu drängen, die Zinsen länger zu erhöhen und den Endpunkt nach oben zu verschieben.”
Zuletzt hatte ein überraschend starkes Wachstum des US-Servicesektors die Zinssorgen der Anleger verschärft. Bereits am Freitag versetzten unerwartet robuste Arbeitsmarktdaten aus den USA Spekulationen einen Dämpfer, die US-Notenbank könnte angesichts der jüngsten Anzeichen einer nachlassenden Inflation das Tempo und die Intensität ihrer Zinserhöhungen verringern. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen zeigt, lag am Dienstag stabil bei 105,20 Punkte, nachdem die Zinsfantasien die US-Währung am Montag angeschoben hatten.
Auch die EZB wird die Zinsen laut Chefvolkswirt Philip Lane noch mehrfach anheben müssen, selbst wenn die Inflation ihren Höhepunkt fast erreicht haben dürfte. In der Führungsetage der Europäischen Zentralbank (EZB) mehrten sich zuletzt die Stimmen, die nach zwei großen Zinsschritten in Folge nun eine weniger aggressive Gangart erwarten.
ÖLPREIS DREHT ERNEUT INS MINUS
Auf dem Rohölmarkt haben die Ölpreise nach dem jüngsten Rückgang erneut anfängliche Gewinne wieder abgegeben. Der Preis für Rohöl der Sorte Brent sowie US-Öl WTI gab jeweils rund ein Prozent auf 81,75 Dollar und 76,08 Dollar pro Barrel (159 Liter) nach. Investoren wogen weiter die Auswirkungen der westlichen Sanktionen gegen russisches Rohöl ab. Seit Wochenbeginn ist der Preisdeckel auf russisches Erdöl, das über den Seeweg transportiert wird, von 60 Dollar pro Barrel in Kraft. Russland werde als Reaktion auf die Preisobergrenze seine Logistikketten ändern, kündigte der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Nowak nach Angaben von russischen Nachrichtenagenturen an.
Nachdem die Rohölpreise über Nacht bereits knapp 3,5 Prozent nachgegeben hatten, geriet auch der Öl- und Gassektor unter Druck. Die Branchenriesen Shell, BP und TotalEnergies büßten zwischen ein und 1,7 Prozent ein.
Im deutschen Aktienindex führte unterdessen Fresenius Medical Care (FMC) die Verliererliste an. Nach nur gut zwei Monaten wird Carla Kriwet durch die Finanzchefin Helen Giza an der Spitze des Dialyse-Konzerns ersetzt. Das Unternehmen nannte in der Nacht zum Dienstag “strategische Differenzen” als Grund für den abrupten Wechsel auf dem Chefsessel. “Hier gibt es eine Menge Ärger”, konstatierte ein Händler. FMC-Aktien gaben mehr als vier Prozent nach, seit April haben sie mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren.
Wenig Auswirkung auf die Kurse hatte dagegen die neue Index-Zusammensetzung, die die Deutsche Börse am Montagabend bekanntgegeben hatte. Gut zwei Monate nach dem Börsengang zieht der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche AG bereits in den Leitindex Dax ein und ersetzt dort zum 19. Dezember die Papiere des Sportartikelherstellers Puma. Die Titel der Porsche AG notierten in der Spitze 1,5 Prozent im Plus, Puma-Aktien legten ebenfalls um bis zu knapp zwei Prozent zu.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)