– von Klaus Lauer
Berlin (Reuters) – Der Chef des weltgrößten Buchverlags Penguin Random House nimmt nach der gescheiterten Übernahme des US-Konkurrenten Simon & Schuster seinen Hut.
Der seit 2013 amtierende Chef Markus Dohle scheide auf eigenen Wunsch zum Jahresende aus und verlasse auch den Vorstand des Mutterkonzerns Bertelsmann in bestem Einvernehmen, teilte das Unternehmen aus Gütersloh am Freitag mit. Übergangsweise werde der bereits für das operative US-Geschäft von Penguin Random House zuständige Manager Nihar Malaviya Anfang 2023 das Amt übernehmen. “Wir werden uns in den USA und in anderen Ländern jetzt auf kleinere und mittelgroße Akquisitionen konzentrieren”, sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe der Nachrichtenagentur Reuters. “Wir werden bis 2025 im Rahmen unserer Boost-Strategie mehrere 100 Millionen Euro in den Erwerb von Buchverlagen weltweit investieren.”
Bertelsmann wollte Simon & Schuster für rund 2,2 Milliarden Dollar übernehmen und mit Penguin Random House zusammenführen. Nach einer Klage der US-Regierung hatte ein US-Bezirksgericht den Deal Ende Oktober aus wettbewerbsrechtlichen Gründen gestoppt und Bertelsmann letztlich auf eine Berufung verzichtet. Nach der kartellrechtlichen Entscheidung in den USA gegen den Zusammenschluss habe er sich entschieden, “das nächste Kapitel von Penguin Random House an eine neue Führung zu übergeben”, sagte der 54-jährige Dohle. Er war fast 15 Jahre im Bertelsmann-Vorstand und an der Spitze des globalen Verlagsgeschäftes.
Trotz des Rückschlags will Bertelsmann nicht den Fokus auf die USA als größten Markt verlieren. “Wir sind dort mit Abstand marktführend”, betonte Rabe. “Jeder Zukauf, ob klein oder groß, ist sehr synergetisch – auf der Kosten- und Umsatzseite.” Der Konzernchef lobte Malaviya als Verlagsprofi, der Penguin Random House bestens kenne. Der gebürtige Inder habe die Chance, dauerhaft Chef zu werden. “Wir schauen uns das im Laufe des nächsten Jahres an”, sagte Rabe zu Reuters. “Nihar hat mein uneingeschränktes Vertrauen.” Es gehe darum, neben Zukäufen auch organisch zu wachsen – also bestehende Autorinnen und Autoren zu binden und neue zu gewinnen.
Bertelsmann-Aufsichtsratschef Christoph Mohn sagte, der Konzern bedauere Dohles Entscheidung, den Verlag und Bertelsmann nach fast 30 Jahren zu verlassen. “Unter seiner Führung hat sich der Umsatz unserer Buchsparte mehr als verdoppelt und das Ergebnis verfünffacht.” Penguin Random House machte 2021 Rekorderlöse von vier Milliarden Euro. “Wir sehen das Potenzial, den Umsatz in den nächsten Jahren deutlich zu steigern”, sagte Rabe, ohne jedoch konkreter zu werden. Die Gruppe hat etwa 10.000 Beschäftigte, in ihren rund 300 Buchverlagen in 20 Ländern gibt es jährlich rund 16.000 Neuerscheinungen. Mehr als 700 Millionen Bücher werden pro Jahr verkauft.
(Bericht von Klaus Lauer. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)