Berlin (Reuters) – Die deutschen Unternehmen in China setzen nach der plötzlichen Abkehr von der Null-Covid-Strategie auf ein besseres Jahr 2023.
Der Kurswechsel werde zu mehr Planbarkeit führen und das Vertrauen von Unternehmen sowie Investoren wieder stärken, sagte Clas Neumann, Vorsitzender der Deutschen Handelskammer in China, am Donnerstag. Nach einem enttäuschenden Jahr 2022 sei dies ein Wendepunkt. “Die deutschen Unternehmen werden ihre Geschäftstätigkeit rasch an die neuen Bedingungen anpassen, um die zu erwartende Covid-Infektionswelle zu bewältigen. Danach werden sie optimistischer in das kommende Jahr blicken.”
Für nächstes Jahr geben in einer Umfrage der Handelkammer 50 Prozent der befragten Firmen an, einen höheren Umsatz zu erwarten. 37 Prozent kalkulieren 2023 mit höheren Gewinnen. Befragt wurden im Spätsommer knapp 600 Unternehmen.
Die kommunistische Führung in Peking hatte nach immer stärkeren regierungskritischen Protesten Anfang Dezember – drei Jahre nach Ausbruch der Pandemie – ihre strenge Corona-Politik aufgeweicht. Flächendeckende Lockdowns und Massentests sollen damit der Vergangenheit angehören. Seitdem steigen die Infektionszahlen deutlich, die meisten Chinesen können aber wieder reisen und konsumieren.
Die Handelskammer betonte, die strenge Corona-Politik habe tiefe Spuren in der Wirtschaft hinterlassen. Die Attraktivität des chinesischen Marktes habe einen historischen Tiefpunkt erreicht. 49 Prozent der deutschen Unternehmen sind der Meinung, die Volksrepublik habe im Vergleich mit anderen Märkten an Attraktivität verloren. Nur 51 Prozent beabsichtigen, ihre Investitionen dort in den nächsten zwei Jahren auszubauen. Das sind deutlich weniger als noch vor zwölf Monaten.
In der Umfrage bezeichneten zwei von drei Unternehmen die Null-Covid-Strategie als größte Herausforderung für das operative Geschäft und Hauptgrund, Investitionen zu reduzieren. Zehn Prozent der Unternehmen erwägen sogar, das Land zu verlassen, nachdem dies vor einem Jahr nur vier Prozent waren. Als Probleme gaben die Betriebe auch die Rechtsunsicherheit sowie Cyber- und Datenvorschriften an. Nur 30 Prozent geben an, einen stärkeren Konsum in China als Geschäftschance zu verstehen. 2019 hatten dies noch 68 Prozent getan.
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)