Frankfurt (Reuters) – Europas Anleger kehren nach den von vielen Investoren als Schocks empfundenen jüngsten Notenbank-Entscheidungen wieder an die Börsen zurück.
Ein unerwarteter Boom im Sportartikel-Sektor und deutsche Konjunkturumfragen haben die Stimmung am Mittwoch aufgehellt. Der deutsche Leitindex Dax zog 0,9 Prozent auf 14.015 Punkte an. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 kletterte um 1,1 Prozent auf 3846 Zähler. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes waren ebenfalls im Plus.
Die Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen der weltgrößten Notenbanken hatte die Börsen in den Tagen zuvor nach unten gezogen. “Da die Kurse so niedrig sind und in diesem Jahr so stark gelitten haben, sind die Anleger bereit, auf jeden Hoffnungsschimmer zu springen”, sagte Stuart Cole, Chef-Volkswirt des Brokerhauses Equiti Capital. Die Aktienmärkte haben demnach ihre Verluste vom Vortag zum Teil wettmachen können. Für gute Stimmung sorgte das weltweit größte Sportbekleidungsunternehmen Nike, das die Erwartungen für seinen Quartalsumsatz deutlich übertraf. Anziehende Geschäfte in den USA glichen die Schwäche auf dem chinesischen Markt mehr als aus. Die Nachricht habe den ganzen Sektor beflügelt – darunter die europäischen Riesen Adidas, Puma und JDSports, die um bis zu 8,2 Prozent zulegten.
Zudem hellte sich die Konsumlaune der Deutschen auf. Das Barometer der Nürnberger GfK-Marktforscher signalisierte für Januar eine Erholung um 2,3 Zähler auf minus 37,8 Punkte und damit den dritten Anstieg in Folge. Auch laut dem DIW-Institut die Aussichten für die Konjunktur in Deutschland. “Die Wirtschaftsleistung dürfte im Winterhalbjahr etwas zurückgehen, eine schwere Rezession wird jedoch zunehmend unwahrscheinlicher und die konjunkturellen Aussichten sind vorsichtig positiv”, erklärten die Berliner Forscherinnen und Forscher.
ÖLPREIS DANK ABBAU DER US-LAGERBESTÄNDE FESTER
Auch am Rohölmarkt zogen der Preise an. Die Sorte Brent aus der Nordsee und der US-Leichtöl WTI verteuerten sich um jeweils rund zwei Prozent auf 81,50 beziehungsweise 77,69 Dollar pro Barrel (159 Liter). “Ein unerwartet starker Abbau der US-Lagerbestände und die Pläne der USA, ihre strategische Erdölreserve wieder aufzufüllen, haben die Ölpreise gestützt”, sagte Serena Huang, Expertin bei Vortexa. “Der Optimismus wurde jedoch durch den Abwärtsdruck aufgrund des zunehmenden globalen wirtschaftlichen Gegenwinds und des jüngsten Anstiegs der Covid-Fälle in China gedämpft.”
PHILIPS NACH BEATMUNGSGERÄTE-ENTWARNUNG IM AUFWIND
Aktien des Medizintechnik-Herstellers Philips legten an der Börse in Amsterdam nach optimistischen Berichten über zurückgerufene Beatmungsgeräte um 4,4 Prozent auf 12,92 Euro zu. “Wir können feststellen, dass das gesamte Produkt den Sicherheitsnormen entspricht”, sagte Philips-Chef Roy Jakobs. Das Unternehmen hatte 5,5 Millionen Beatmungsgeräte zurückgerufen, nachdem sich der dort verarbeitete Schaumstoff in einigen Fällen aufgelöst hatte und giftige Dämpfe freisetzte.
Dagegen musste Aurubis zunächst Federn lassen. Die Titel von Europas größter Kupferhütte büßten in der Spitze bis zu neun Prozent ein. Das operative Ergebnis und der Ergebnisausblick habe zwar leicht über den Prognosen gelegen, sagte ein Händler. Die geplante Dividendenerhöhung um 20 Cent auf 1,80 Euro pro Aktie liege aber deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Im Handelsverlauf drehte der Titel allerdings ins Plus.
(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)