Europas Börsen beenden 2022 mit Minus – Zinsen im Blick

Frankfurt (Reuters) – Anhaltende Zins- und Konjunktursorgen drückten europäische Börsen am letzten Handelstag 2022 ins Minus.

Der deutsche Leitindex Dax schloss am Freitag 1,1 Prozent tiefer bei 13.923,59 Punkten. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 verlor ein Prozent auf 3.811,53 Zähler. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes waren im Minus. Die Investoren machten sich erneut Sorgen um die Geldpolitik der großen Zentralbanken und das damit verbundene Risiko einer Rezession. “Die wichtigste Erkenntnis des Jahres ist: Die Ära des billigen Geldes ist zu Ende, und zwar für immer. Das bedeutet, dass die Finanzmärkte nicht mehr so aussehen werden, wie wir sie seit der Subprime-Krise kannten”, sagte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank. “Rezession und Inflation werden wohl auch im nächsten Jahr die Schlagzeilen beherrschen.”

Auch die Ungewissheit über die Lage in China nach den Lockerungen der strengen Corona-Politik trieb Anleger um. Die Infektionszahlen steigen derzeit drastisch. Da aber kaum noch getestet wird, spiegeln sich diese nicht in den offiziellen Zahlen wider. Analysten gehen daher davon aus, dass sich die zweitgrößte Wirtschaft der Welt frühestens am Ende des ersten Quartals 2023 erholt.

RUSSLAND WILL DIESEL-EXPORTE ERHÖHEN – ÖL DREHT INS MINUS

Die Ölpreise haben nach anfänglichen Gewinnen erneut ins Minus gedreht. Russland wird einem Medienbericht zufolge seine Diesel-Exporte erhöhen, bevor die Sanktionen der Europäischen Union gegen Rohöl im Februar in Kraft treten. Die Sorte Brent verlor 0,4 Prozent auf 83,16 Dollar pro Barrel (159 Liter) und WTI bröckelte um 0,3 Prozent auf 78,15 Dollar pro Barrel ab. Zuvor hatte das Verbot der Regierung in Moskau für Öl-Exporte in Länder, die Russland sanktioniert haben, Ölpreise gestützt.

Der Goldpreis stemmte sich am Freitag zwar ins Plus von 0,2 Prozent auf 1818,48 Dollar pro Unze, steuerte aber auf den zweiten Jahresverlust in Folge zu. “Gold stand dieses Jahr die meiste Zeit wegen den XXL-Zinsschritten der US-Notenbank unter Druck. Jetzt wird es durch die Erwartung von etwas langsameren Schritten gestützt”, sagte Anlagestratege Ilya Spivak vom Brokerhaus DailyFX.

GEPLATZTE CHINA-HOFFNUNGEN BELASTEN LUXUSKONZERNE

Die Infektionswelle nach den Lockerungen der strengen Corona-Politik in China macht Aktien europäischer Luxuskonzerne zu schaffen. Die Louis-Vuitton-Mutter LVMH, der Hersteller von Luxus-Jacken Moncler, die Uhren- und Accessoire-Marke Hermes und die Modegruppe Kering verloren zwischen 0,7 und 2,1 Prozent. Das machte ihre Gewinne nach der angekündigten Aufhebung der Quarantänepflicht für Einreisende in die Volksrepublik größtenteils zunichte. Die Wiedereröffnung der zweitgrößten Wirtschaft der Welt, die als ein Kernmarkt für den Modekonsum gilt, schürte anfänglich Hoffnungen auf eine Welle chinesischer Shopping-Touristen.

In Mailand verlor Telecom Italia 2,1 Prozent. Die italienische Regierung möchte die Kontrolle über die Festnetzanlagen des Telefonkonzerns behalten und den Verlust von Arbeitsplätzen vermeiden, während sie “alles andere” dem Markt überlassen wolle, sagte Regierungschefin Giorgia Meloni. Sie hatte im Wahlkampf eine Verstaatlichung des Unternehmens als Teil der Pläne zur Schaffung eines Breitbandnetzes gefordert. Die italienische Regierung distanzierte sich allerdings später von den Plänen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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