So wenige Firmen wie seit über einem Jahr wollen Preise anheben

Berlin (Reuters) – Für die inflationsgeplagten deutschen Verbraucher zeichnet sich eine Entspannung ab: So wenige Unternehmen wie seit über einem Jahr nicht mehr wollen in den kommenden Monaten ihre Preise erhöhen.

Das entsprechende Barometer für deren Preiserwartungen sank im Dezember für die Gesamtwirtschaft auf 40,3 Punkte, von 46,2 im November, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage unter Tausenden Firmen mitteilte. Das ist der dritte Rückgang in Folge und der niedrigste Stand seit Oktober 2021. “Damit dürfte sich der Anstieg der Erzeuger- und Verbraucherpreise in den kommenden Monaten allmählich verlangsamen”, sagt der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser. “Allerdings werden die Inflationsraten weiterhin hoch bleiben.”

Die Ifo-Experten rechnen in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 6,4 Prozent, nachdem sie 2022 mit 7,9 Prozent so hoch ausgefallen war wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. 2024 soll sie dann auf 2,8 Prozent fallen. Wollmershäuser zufolge wollen aktuell etwa 45 Prozent der befragten Betriebe ihre Preise anheben, während nur fünf Prozent Senkungen planen. Die restliche Hälfte sieht keine Veränderungen vor.

MEHR GASTRONOMEN WOLLEN PREISE ANHEBEN

Im Verarbeitenden Gewerbe und Bauhauptgewerbe gehen die Preiserwartungen am kräftigsten zurück: Hier sank das Barometer von 53,5 auf 42,0 Punkte sowie von 38,4 auf 28,3. Aber auch im Handel und bei den Dienstleistern planen Unternehmen seltener, mehr Geld von ihren Kunden zu verlangen. “Die kräftigsten Preisanhebungen werden im Lebensmittel-Einzelhandel geplant”, hieß es. Dort fielen die Erwartungen auf 83,7 nach 94,7 Punkten im November. Auch bei den Drogerien und im Spielwaren-Handel gaben sie merklich nach.

Es gibt aber auch Branchen, bei denen das Barometer in die andere Richtung ausschlägt. In der Gastronomie etwa planen mehr Unternehmen mit Preisanhebungen (63,4 nach 57,1). Das gilt auch für den Einzelhandel mit Bekleidung sowie mit Heimtextilien und Teppichen (70,6 nach 48,2). Dagegen geht die Papierindustrie derzeit von Preissenkungen aus.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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