Wien (Reuters) – Der österreichische Versorger Verbund erhöht wegen der stark gestiegenen Energiepreise ab März die Stromtarife für die Haushalts- und Gewerbekunden.
Für einen Stromkunden mit einer jährlichen Belieferungsmenge von 3500 Kilowattstunden (kWh) würden sich im Schnitt dadurch monatliche Mehrkosten von fünf Euro ergeben, wie das mehrheitlich im Staatsbesitz stehende Unternehmen am Montag mitteilte. Berücksichtigt sei darin die vom Bund beschlossene Stromkostenbremse. Für Neukunden würden hingegen die Tarife gesenkt, weil kurzfristiger auf Preisbewegungen reagiert werden könne, hieß es.
Die seit 1. Dezember 2022 bis Mitte 2024 geltende Strompreisbremse deckelt die Stromkosten bis zu einem Verbrauch von 2900 Kilowattstunden auf zehn Cent pro Kilowattstunde. Dies trifft laut Verbund auf mehr als die Hälfte der insgesamt rund 450.000 Stromkunden des Konzerns zu. Die Energiekosten würden rund die Hälfte der Energierechnung ausmachen, der Rest entfällt auf Netzgebühren, Steuern und Abgaben.
Der Preis von Kunden mit einem Standardlastprofil im Haushaltssegment steige auf 23,9 Cent pro Kilowattstunde (kWh) netto, beziehungsweise auf 28,68 Cent pro kWh brutto, teilte der Konzern weiter mit. Eine Vergleichszahl wurde nicht genannt. Eine Firmensprecherin verwies dabei auf die unterschiedlichen Preisniveaus in den einzelnen Tarifmodellen, was einen Vergleich schwierig mache. Der Grundpreis erhöhe sich auf Basis des Anstiegs beim Verbraucherpreisindex um durchschnittlich 22 Cent pro Monat.
Verbund, einer der größten Erzeuger von Strom aus Wasserkraft in Europa, begründete die Preiserhöhung mit den stark gestiegenen Beschaffungskosten für elektrische Energie auf dem Weltmarkt. Auch der Wiener Konzern muss trotz der Eigenproduktion, vor allem in den Wasserkraftwerken entlang der Donau, Strom zu Marktpreisen einkaufen. Diese hätten sich für 2023 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 170 Prozent erhöht, im Vergleich zu 2021 sogar um über 400 Prozent. Der Preissprung werde aber nicht in vollem Umfang an die Endverbraucher weitergegeben, hieß es. Verbund zählt rund 450.000 Strom- und 80.000 Gaskunden. Die Kehrseite ist, dass der Konzern aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise Rekordgewinne einfährt. Einen Teil davon muss nun über die staatlich beschlossene Abschöpfung von Zufallsgewinnen an den Fiskus abgeliefert werden. Im laufenden Jahr rechnet der Verbund mit einer Belastung beim operativen Ergebnis (Ebitda) von insgesamt rund 2,1 Milliarden Euro. Davon wären 1,8 Milliarden Euro in Österreich und 0,3 Milliarden Euro in Deutschland zu leisten.
Anders wird bei Neukunden vorgegangen. Für diese könne man kurzfristiger auf Preisbewegungen reagieren, so der Verbund. Aufgrund der zuletzt wieder sinkenden Großhandelspreise sei der Tarif auf 33 Cent pro kWh netto, oder 39,6 Cent brutto gesenkt worden.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)