München (Reuters) – Der wegen Milliardenbetrugs angeklagte frühere Wirecard-Manager Oliver Bellenhaus hat nach eigenen Angaben von dem Konzern neben einem Monatsgehalt von 13.000 bis 15.000 Euro eine Einmalzahlung von rund 4,8 Millionen Euro bekommen.
Weitere Zahlungen habe er nicht erhalten, sagte Bellenhaus am Donnerstag im Strafprozess um den skandalumwitterten Finanzkonzern vor dem Landgericht München. Behauptungen, er habe bei einer Stiftung in Singapur 13,8 Millionen Euro geparkt, seien falsch, sagte er in seiner Vernehmung durch das Gericht. Er wies damit auch Annahmen zurück, er habe an einer Veruntreuung von Milliardenbeträgen mitgewirkt.
Der Dax-Konzern war im Juni 2020 zusammengebrochen, als bekannt wurde, dass in der Kasse 1,9 Milliarden Euro fehlten. Neben Bellenhaus auf der Anklagebank sitzen der frühere Wirecard-Chef Markus Braun und der ehemalige Chefbuchhalter. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und Bandenbetrug vor. Bellenhaus, der als Kronzeuge gilt, beschreibt die Vorgänge als gemeinsame Bilanzfälschung in großem Stil, für die Milliardenbeträge erfunden worden seien. Nach Ansicht von Brauns Verteidigern hingegen wurden vorhandene Milliardenbeträge hinter dem Rücken des Vorstandschefs beiseite geschafft.
Bellenhaus sagte, er wisse nicht, wie viel Geld die übrigen Beteiligten bekommen hätten. Eine Absprache über eine Beuteaufteilung habe es nicht gegeben. “Ich glaube, wir lagen alle mehr oder weniger in derselben Gehaltsklasse”, sagte der frühere Statthalter von Wirecard in Dubai. Die Einmalzahlung habe sich zwischen 4,7 und 4,8 Millionen Euro belaufen. Das Geld habe er in einer selbst gegründeten Stiftung in Liechtenstein angelegt. Das Geld habe ihm der frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek zugeschanzt, als er eine Gehaltserhöhung verlangt habe. Marsalek ist seit dem Auffliegen des Skandals untergetaucht und wird international gesucht.
(Bericht von Jörn Poltz. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)