Europas Anleger nach US-Daten vorsichtig optimistisch

Frankfurt (Reuters) – Die Anleger in Europa zeigen sich nach überraschend robusten US-Konjunkturdaten vorsichtig optimistisch.

Der deutsche Leitindex rückte am Donnerstagnachmittag um 0,2 Prozent auf 15.109 Punkte vor. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx, gewann 0,7 Prozent auf 4177 Zähler. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen im Plus.

Trotz hoher Inflation und steigender Zinsen bleibt die US-Wirtschaft in der Wachstumsspur. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Oktober bis Dezember auf das Jahr hochgerechnet um 2,9 Prozent zu – etwas über der durchschnittlichen Analystenprognose für ein Wachstum um 2,6 Prozent. Auch die US-Industrie hat im Dezember unerwartet viele Aufträge eingesammelt. “Die US-Wirtschaft hat 2022 einen Schlussspurt hingelegt. So flott wird es nicht weitergehen”, sagte Analyst Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. Die kräftige Leitzinsstraffung der US-Notenbank Fed werde ihre volle Bremswirkung erst noch entfalten, und das Szenario einer milden US-Rezession sei nicht vom Tisch.

EURO KLETTERT AUF NEUN-MONATS-HOCH – ÖL ERNEUT IM PLUS

Der Euro kletterte zeitweise auf 1,0929 Dollar und erreichte damit den höchsten Stand seit April 2022. Analysten zufolge ist das auf die Erwartung zurückzuführen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr stärker an der Zinsschraube drehen wird als die Fed. “Der wiedererstarkte Euro wird zur doppelten Gefahr für den Dax”, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Der Höhenflug der Währung mache deutsche Exporte im Ausland teurer und damit weniger attraktiv. Zudem würden Gewinnmitnahmen bei Dax-Werten für internationale Investoren immer attraktiver.

Spekulationen auf einen steigenden Rohstoffhunger Chinas schoben unterdessen die Ölpreise an. “Die Wiedereröffnung der Wirtschaft in China stützt die Nachfrageaussichten”, sagte UBS-Analyst Giovanni Staunovo. Die von der US-Energiebehörde veröffentlichten Lagerdaten linderten zudem die Sorgen der Anleger. Obschon die US-Vorräte auf dem höchsten Stand seit Juni 2021 waren, fiel der wöchentliche Anstieg nicht so stark aus wie erwartet. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,7 Prozent auf 87,56 Dollar pro Barrel (159 Liter). Der Preis für US-Leichtöl WTI stieg um 1,9 Prozent auf 81,66 Dollar.

GEMISCHTE BILANZEN

Bei den Einzelwerten sorgten die Zahlen von Europas größtem Software-Haus SAP, für lange Gesichter. Die Aktie fiel unter anderem wegen eines Gewinnrückgangs um knapp drei Prozent auf 102,88 Euro. Im Gegensatz zu SAP konnte der Laborausrüster Sartorius die Anleger überzeugen. Die Titel rückten dank eines optimistischeren mittelfristigen Ausblicks mit einem Plus von bis zu 5,6 Prozent an die Dax-Spitze. Auf europäischer Ebene hellten starke Zahlen von Firmen wie dem französisch-italienischen Chiphersteller STMicro oder dem finnischen Telekom-Ausrüster Nokia die Stimmung auf. Deren Aktien kletterten um 6,5 beziehungsweise 4,4 Prozent.

In den USA sorgte eine optimistische Prognose und starke Quartalszahlen bei Tesla für gute Laune. Die Aktie des US-E-Autobauers gewannen im vorbörslichen US-Handel sieben Prozent. Enttäuschende Quartalsergebnisse und ein angekündigter Stellenabbau setzten dagegen IBM zu. Die Titel des IT-Konzerns fielen vorbörslich um zwei Prozent. Der Umsatz im vierten Quartal stagnierte. Zudem plant IBM wegen mangelnder Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen die Streichung von 3900 Arbeitsplätzen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, Nette Nöstlinger und Anika Ross; redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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