Uniper-Betriebsrats-Chef warnt Bund vor Zerschlagung

– von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) – Die Arbeitnehmervertreter des verstaatlichten Energiekonzerns Uniper haben die Bundesregierung vor einer Zerschlagung des größten deutschen Gaskonzerns gewarnt und Gedankenspiele in diese Richtung zurückgewiesen.

“Uniper darf nicht gespalten werden”, sagte Betriebsratschef Harald Seegatz am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. “Ansonsten ist der Konzern als Stütze der Energieversorgung in Deutschland gefährdet, da sehr viele interne Synergien zerstört werden.” Seegatz bezog sich auf ein Papier der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG), in dem unter anderem ein Verkauf von Unternehmensteilen Unipers am Kapitalmarkt und eine Fusion mit dem ebenfalls verstaatlichten Gashändler Sefe besprochen wird. Hierüber hatte auch die “Rheinische Post” berichtet.

Die beiden Unternehmen hatten wegen des russischen Gaslieferstopps Milliardenverluste geschrieben. Uniper hat von der EU-Kommission für die Rettung durch den Staat die Auflage bekommen, sich von diversen Geschäften zu trennen. “Die Verunsicherung der Beschäftigten wird immer größer. Wir haben bereits viele Kündigungen und diese Diskussion schürt noch mehr Zukunftsängste bei den Beschäftigten”, kritisierte Seegatz.

Uniper bezeichnete das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegende Schriftstück als Diskussionspapier. Es gebe keine Entscheidungen. BCG lehnte eine Stellungnahme ab. Von Sefe und dem Bundesfinanzministerium war zunächst keine zu erhalten.

UNIPER UND SEFE KÖNNTEN NATIONALER WASSERSTOFF-SPIELER SEIN

In dem Schreiben von Dezember 2022 geht es um das Projekt Orca, in dem Handlungsvorschläge für die Zukunft von Uniper und Sefe dargestellt werden. Die Vorschläge basierten auf ersten Diskussionsrunden zwischen den Staatssekretären Patrick Graichen und Udo Philipp mit den Chefs der beiden Unternehmen und Boston Consulting. Ein Vorschlag ist eine zeitnahe und wertmaximierende Veräußerung verbleibender gesunder Bestandteile von Uniper und/oder Sefe am Kapitalmarkt. “Dies betrifft insbesondere das Stromgeschäft von Uniper, da es hierbei keiner längerfristigen staatlichen Beteiligung bedarf”, heißt es in dem Papier.

“Die verschiedenen Geschäfte wie etwa das Stromgeschäft oder der Gashandel haben sich immer gut ergänzt”, betonte hingegen Gewerkschafter Seegatz. Die Einnahmen aus allen Geschäftsteilen würden benötigt, um Zukunftsgeschäfte wie etwa Wasserstoff oder erneuerbare Energien aufzubauen. Uniper betreibt in Deutschland und weiteren Ländern Europas Kohle- und Gaskraftwerke und in Schweden Kernkraftwerke. Allein in Deutschland sind in der Stromerzeugung über 1700 Mitarbeiter beschäftigt. Das Stromerzeugungsgeschäft in Russland steht bereits länger zum Verkauf. “Wir werden die Fragen um die Zukunft unseres Unternehmens in die Aufsichtsratssitzung im Februar bringen”, kündigte Seegatz an. Es ist Vize-Chef des Kontrollgremiums.

Boston Consulting beschreibt auch die Möglichkeit eines Zusammenschlusses von Uniper und Sefe. Dieser hätte den Vorteil von Synergien durch die Zusammenlegung von Kompetenzen. Nachteil seien hohe kartellrechtliche Hürden. Auch die “Etablierung eines nationalen Wasserstoffakteurs” sei denkbar. Dieser könne auf relevanten Geschäftsbestandsteilen von Uniper und/oder Sefe aufbauen. Weitere Marktakteure könnten sich perspektivisch mit entsprechend relevanten Infrastrukturen und Fähigkeiten im Tausch für Unternehmensbeteiligung einbringen. “Damit wird eine breite Marktakzeptanz sichergestellt und das Risiko von Wettbewerbsverzerrung und möglichen EU-Beihilfebedenken minimiert.”

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz, Holger Hansen; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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