Renault und Nissan vereinbaren Partnerschaft auf Augenhöhe

Tokio (Reuters) – Nissan und Renault haben ihre seit langem kriselnde Allianz erneuert.

Nach monatelangen Verhandlungen einigten sich der japanische Autobauer und sein französischer Partner auf eine Überkreuzbeteiligung in jeweils gleicher Höhe von 15 Prozent. Im Zuge des Kompromisses senkt Renault seinen Anteil an Nissan von rund 43 Prozent und überträgt rund 28 Prozent auf einen Treuhänder, wie die Franzosen am Montag mitteilten. Nissan kündigte im Gegenzug an, sich an der Elektroauto-Tochter von Renault zu beteiligen.

Die Japaner hatten sich seit Jahren von den Franzosen dominiert gefühlt, da deren Anteil an Nissan mit 43 Prozent sehr viel höher war als die eigene Beteiligung von 15 Prozent an Renault. Außerdem konnte Nissan bisher keine Stimmrechte bei seinem französischen Partner ausüben. Das gab mehrfach Anlass für Streit zwischen den beiden seit mehr als zwei Jahrzehnten verbunden Unternehmen. Die Allianz geht auf den langjährigen Konzernchef Carlos Ghosn zurück, der in beiden Konzernen die Fäden in der Hand hielt, bevor er nach Untreuevorwürfen vor einigen Jahren geschasst wurde. Zu dem Bund gehört auch der japanische Autobauer Mitsubishi.

GORDISCHER KNOTEN GELÖST

Bevor Renault die Einigung verkünden konnte, wurde fast vier Monate intensiv daran gefeilt. Zuletzt hatten Insidern zufolge Bedenken von Nissan wegen der Absicherung von Urheberrechten an technischen Entwicklungen für Verbrennungsmotoren und Hybridantriebe die Gespräche erschwert. Die beiden Konzerne blieben nun verbunden und hätten Bedingungen gefunden, um ihre Strategien voranzutreiben, schrieb Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research. Das Lösen des gordischen Knotens sei einer der Hauptgründe für die Höherstufung von Renault auf “Outperform”.

Seitdem die Gespräche der beiden Autohersteller Anfang Oktober durchgesickert waren, haben die Aktien von Renault fast 25 Prozent zugelegt, während die Titel von Nissan drei Prozent gewannen. Nach der Bekanntgabe der Einigung am Montag verlor die Renault-Aktie mehr als drei Prozent an Wert.

Die erzielte Vereinbarung sieht vor, dass Renault über den Treuhänder seine Nissan-Aktien im Wert von rund 4,1 Milliarden Euro in einem koordinierten Verfahren verkauft, wenn dies wirtschaftlich sinnvoll ist. Der Konzern werde nicht verpflichtet, dies in einem bestimmten Zeitraum zu tun, hieß es. Die Vereinbarung steht unter dem Vorbehalt, das die Gremien dem zustimmen.

Die Neuordnung ist Teil eines größeren Umbaus, bei dem Renault sein Geschäft aufspaltet und Verbrennungsmotoren und Hybridantriebe künftig mit dem chinesischen Autobauer Geely produziert. Nissan kündigte an, in die neue Sparte für batterieelektrische Fahrzeuge zu investieren. Parallel hat Renault weitere Partnerschaften mit Geely und dem US-Halbleiterkonzern Qualcomm angekündigt. Renault und Geely wollen Insidern zufolge außerdem den staatlichen saudischen Ölriesen Aramco als Investor für ihr Motorgeschäft gewinnen.

(Bericht von Maki Shiraki und David Dolan unter Mitarbeit von Daniel Leussink und Satoshi Sugiyama, geschrieben von Anneli Palmen und Jan C. Schwartz; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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