Signa-Sanierer geben Entwarnung – Vorerst genug Geld da

Wien (Reuters) – Die Sanierung der größten Immobilientöchter der hoch verschuldeten Signa-Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko ist weiterhin auf Schiene.

Aus heutiger Sicht sei für Signa Prime und Signa Development genug Kapital da, um die laufenden Kosten zu decken und das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung fortzuführen, gaben die Sanierungsverwalter der beiden Firmen am Montag anlässlich der ersten Gläubigerversammlung bekannt. Die finanziellen Mittel könnten durch die Verwertung der Immobilien erwirtschaftet werden, teilte die Prime-Sanierungsverwalterin Abel Rechtsanwälte mit.

Seit der Eröffnung des Sanierungsverfahrens bei den beiden Gesellschaften gebe es allerdings intensive Verhandlungen über eine Überbrückungsfinanzierung, teilte der Kreditschutzverband KSV1870 mit. Für Signa Prime sei eine Liquiditätsstärkung von rund 300 bis 500 Millionen Euro nötig, teilte der Verband unter Berufung auf ihm vorliegende Informationen mit. Im Raum steht eine mögliche Kaitalspritze durch die Signa-Investoren, darunter Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner, die französische Milliardärsfamilie Peugeot und der deutsche Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne. Ob es dazu kommt, ist derzeit offen. Sollte der Sanierungsplan scheitern, droht ein Konkurs und damit Notverkäufe von Immobilien in bester Lage in Wien, Berlin, München oder Hamburg. Signa war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

SANIERUNGSVERWALTER GEBEN VORERST ENTWARNUNG

“Der weiteren Unternehmensfortführung der Signa Prime Selection sowie dem Abschluss eines Sanierungsplanes stehen nach derzeitigem Kenntnisstand keine unüberwindlichen Hindernisse entgegen”, wird Rechtsanwalt Norbert Abel in einer Mitteilung zitiert. Im Interesse der Gläubiger gelte der Grundsatz: “Unternehmenssanierung vor Zerschlagung”. Weitere Insolvenzen einzelner Signa-Gesellschaften könnten zwar nicht ausgeschlossen werden, sie hätten aber keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Fortbestand der Signa Prime, hieß es.

“In den letzten Wochen haben wir uns einen ersten Überblick über die komplexen Strukturen und wesentlichen Faktoren des Firmengeflechts verschafft”, sagte Development-Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer. Die Aufarbeitung aller relevanten Informationen sei aber äußerst aufwendig und dauere weiterhin an. Der Fokus liege anach wie vor darauf, das Unternehmen zu stabilisieren.

Für die beiden Flagschiffe Prime und Development wurden im Dezember am Handelsgericht Wien Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Bei solchen Verfahren sollen die Gläubiger eine Quote von mindestens 30 Prozent binnen zwei Jahren erhalten. Signa Prime umfasst die wichtigsten Immobilien, darunter das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg, das Kaufhaus Oberpollinger in München sowie den im Bau befindlichen Elbtower in Hamburg. In der Signa Development sind die großen Entwicklungsprojekte in Österreich, Deutschland und Südtirol gebündelt.

Signa, die größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte, ist das bisher größte Opfer der Immobilienkrise in Europa. Dem Immobilienriesen machten unter anderem steigende Zinsen und Baukosten sowie die nahezu zum Erliegen gekommenen Transaktionen auf dem Immobilienmarkt zu schaffen. Die Passiva der Gruppe belaufen sich nach bisherigen Stand auf rund elf Milliarden Euro.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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