Brüssel/Berlin (Reuters) – Die EU-Kommission hat weiter Vorbehalte gegen eine Übernahme der staatlichen italienischen Fluglinie ITA Airways durch die Lufthansa.
Dies könne den Wettbewerb beeinträchtigen und zu höheren Preisen führen, hieß es am Montag in einer Mitteilung der Wettbewerbsaufsicht zu Beschwerdepunkten gegen den Zusammenschluss. Der geplante Deal gefährde den Wettbewerb auf Kurzstrecken zwischen Italien und mitteleuropäischen Ländern sowie auf Langstrecken zwischen Italien und den USA, Kanada und Japan. Eine Übernahme würde auch die beherrschende Stellung von ITA am Mailänder Hauptflughafen stärken. Lufthansa und die italienische Regierung könnten mit Zugeständnissen ein Entgegenkommen signalisieren und auf die Wettbewerbsbedenken eingehen, hieß es.
Die Lufthansa will vom italienischen Staat zunächst einen Anteil von 41 Prozent an ITA kaufen und auf längere Sicht die Nachfolgerin der pleitegegangenen Vorgängerin Alitalia ganz übernehmen. Die größte deutsche Airline erklärte, man werde die Bedenken der EU-Kommission analysieren und sich zu jedem einzelnen Punkt intensiv mit der Wettbewerbsbehörde austauschen. “Im weiteren Verfahren werden wir nach wie vor konstruktiv mit der EU-Kommission zusammenarbeiten.” Wie von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager angeregt, “werden wir der Behörde zeitnah ein Konzept für Zugeständnisse vorlegen, um etwaige verbleibende Bedenken zu adressieren”. Auch das italienische Schatzamt erklärte, man werde die EU so bald wie möglich über Zugeständnisse informieren, um den Deal zu sichern.
KONZERN ZUVERSICHTLICH – ITA WIRD 2024 TEIL DER LUFTHANSA
Man arbeite weiter auf eine zeitnahe Genehmigung der Transaktion hin – “auch weil wir überzeugt sind, dass der Wettbewerb in Europa, vor allem in Italien, durch eine ITA Airways als Teil der Lufthansa Group gestärkt wird”. Zu Details wollte sich der Konzern nicht äußern. Man bleibe zuversichtlich, dass ITA noch 2024 Teil der Lufthansa-Group werde.
Die EU-Wettbewerbsaufsicht klopft den Plan seit Dezember auf Einschränkungen im Wettbewerb ab, welche die Airlines durch Zugeständnisse wie den Verzicht auf Verkehrsrechte lindern können. Ende Januar hatte die Behörde das Einleiten einer vertieften Prüfung damit begründet, der Wettbewerb werde zum Nachteil von Verbrauchern auf etlichen Kurz- und Langstreckenrouten zu stark beschränkt. Die Frist für eine Entscheidung der Behörde läuft noch bis zum 6. Juni.
Der Konkurrenzkampf etwa auf einer bestimmten Zahl von Kurzstrecken, die Italien mit Ländern in Mitteleuropa verbinden, erscheint laut EU begrenzt. Hier gebe es Wettbewerb hauptsächlich von Billigfluggesellschaften wie Ryanair, die aber oft von abgelegeneren Flughäfen flögen. Auf den umstrittenen Verbindungen sind der EU zufolge jährlich Millionen von Passagieren unterwegs und geben insgesamt mehr als drei Milliarden Euro aus. Wichtig sei, dass sich hier für die Kundschaft – Verbraucher wie Firmen – keine negativen Folgen ergeben in puncto höherer Preise oder geringerer Servicequalität. Die EU räumte aber ein, dass die Wettbewerbsbedenken nur einen kleinen Teil der gesamten Kurz- und Langstreckenverbindungen von Lufthansa, ITA und ihren Joint-Venture-Partnern beträfen. Die Bedenken gelten demnach auch nicht “für die große Mehrheit von Strecken, die ITA betreibt”.
(Bericht von Foo Yun Chee und Inti Landauro in Brüssel, Ilona Wissenbach in Frankfurt und Klaus Lauer in Berlin, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)