Zürich (Reuters) – Der Schweizer Arznei-Aufragshersteller Lonza bekommt den fünften Konzernchef innerhalb von gut fünf Jahren.
Der Chef des kleineren Konkurrenten Siegfried, Wolfgang Wienand, wechselt im Sommer zum Basler Konzern, wie Lonza am Dienstag mitteilte. Wienand folge auf Albert Baehny, der im Oktober 2023 zusätzlich zu seinem Amt als Verwaltungsratspräsident die Funktion des Konzernchefs übernommen hatte. “Wolfgang bringt viele Kenntnisse und Erfahrungen zu Lonza, die durch sein fundiertes wissenschaftliches und strategisches Fachwissen ergänzt werden”, erklärte Baehny in der Mitteilung.
Wienand stieß 2010 von Evonik zu Siegfried. Der Chemiker war bei der Firma aus Zofingen zunächst Chief Scientific Officer und dann Chief Strategy Officer. 2019 stieg der Deutsche zum CEO auf. “Wolfgang Wienand hat Siegfried mit seiner Strategie des organischen und akquisitorischen Wachstums erfolgreich geführt”, erklärte Vontobel-Analystin Sibylle Bischofberger. In seiner Amtszeit sei die Firma um jährlich rund zehn Prozent gewachsen, während sich die Gewinnspanne deutlich verbessert habe, so UBS-Analyst Patrick Rafaisz. “Wir sehen die Ernennung als positiv für Lonza, da sie die Ungewissheit über die Nachfolge im Management beseitigt und eine Führungskraft mit einer beeindruckenden Erfolgsbilanz und hohem Ansehen bei Investoren zum Unternehmen bringt.”
An der Börse legte Lonza im Frühhandel leicht zu, während Siegfried vier Prozent einbüsste. Siegfried ernannte Finanzchef Reto Suter zum interimistischen CEO. Er übernehme diese zusätzliche Aufgabe ab dem 1. Mai 2024. Die Suche nach einem neuen, dauerhaften Firmenchef sei eingeleitet worden.
Bei Lonza kommt es mit der Bestellung Wienands im Jahresverlauf zu einer Neubesetzung der beiden Spitzenposten. Auf der Generalversammlung vom Mai soll der Chairman des Bierkonzerns Heineken, Jean-Marc Huët, zum Präsidenten gewählt werden. In den darauffolgenden Monaten übergibt Baehny dann auch den CEO-Posten an Wienand und tritt aus dem Konzern aus.
Baehny baute Lonza in seiner Amtszeit von einem Chemie- und Pharmakonglomerat zu einem der größten Auftragsfertiger für Pharma- und Biotechunternehmen sowie Nahrungshersteller um. Als Produzent des Corona-Impfstoffs von Moderna erlebte das Basler Unternehmen während der Covid-Pandemie einen Boom. Doch Lonza verlor den Auftrag und musste im Oktober den Ausblick innerhalb von drei Monaten zum zweiten Mal kappen. Baehny räumte ein, dass der Markt zu wenig auf die Anpassung nach Auslaufen der Corona-Pandemie vorbereitet gewesen sein könnte.
Baehny habe als Präsident seit 2018 drei CEOs verschlissen und sei mehrfach als Interimschef eingesprungen, erklärte Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank. “Nun sollte etwas mehr Ruhe auf der Kommandobrücke von Lonza einkehren.” Immerhin bringe Wienand Erfahrung als Chef eines börsennotierten Auftragsfertigers mit. Lonza und Siegfried profitieren von den Trends, wonach Pharmafirmen die Produktion von Wirkstoffen auslagern und die US-Regierung um Präsident Joe Biden auf eine Verlagerung der Produktion aus China an andere Standorte drängt.
(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)