Fresenius trennt sich von Sorgenkind Vamed – Jahresziele erhöht

Frankfurt (Reuters) – Fresenius zieht bei der defizitären Dienstleistungssparte Vamed die Reißleine und trennt sich von dem Sorgenkind.

Die Aktivitäten von Vamed in Österreich sollen für 90 Millionen Euro an ein Konsortium aus den Bauunternehmen Porr und Strabag verkauft werden, wie Fresenius am Mittwoch mitteilte. Das Geschäft mit Krankenhausdienstleistungen soll an Fresenius übertragen, das internationale Projektgeschäft bis 2026 größtenteils eingestellt werden. “Mit dem Ausstieg aus der Vamed ist unser strategischer Portfolio-Umbau wie geplant abgeschlossen”, sagte Vorstandschef Michael Sen. Er steht seit Oktober 2022 an der Spitze von Fresenius und treibt die Neuausrichtung des Dax-Konzerns voran.

Im vergangenen Jahr verkaufte Sen bereits Randgeschäfte wie die Kinderwunsch-Klinikkette Eugin und das Krankenhausgeschäft in Peru. Zuletzt kündigte Fresenius den Verkauf einer Mehrheit an den Reha-Einrichtungen von Vamed an. Der Gesundheitskonzern will sich voll auf die Medikamentensparte Kabi sowie seine Krankenhauskette Helios konzentrieren. Der Dialysespezialist FMC, an dem der Konzern noch 32 Prozent hält, wird ebenso wie Vamed zuletzt nur noch als Finanzbeteiligung geführt. Sen hatte bereits im vergangenen Sommer angekündigt, dass er für Vamed alle Optionen prüfen wird.

Die Dienstleistungssparte, an der Fresenius mit 77 Prozent beteiligt ist und die zuletzt neun Prozent zum Jahresumsatz beitrug, war im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht und fuhr einen operativen Verlust von 16 Millionen Euro ein. Schon vor einem Jahr hatte Sen zahlreiche Probleme bei Vamed eingeräumt und die Sparte als “Enttäuschung” bezeichnet. Bei dem Wiener Unternehmen, das in der Planung, Errichtung und dem Management von Gesundheitseinrichtungen tätig ist, wurden Projekte und Verträge nicht vorangetrieben. Die Führungsspitze wurde ausgetauscht und ein Restrukturierungsprogramm gestartet. Bei Fresenius fielen deshalb hohe Wertberichtigungen an.

SONDEREINFLÜSSE VON ÜBER EINE HALBE MILLIARDE EURO ERWARTET

Durch die Trennung von Vamed rechnet der Konzern nun mit weiteren Sondereinflüssen von rund 600 Millionen Euro. Zusätzliche Sondereinflüsse im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich werden zudem durch den Ausstieg aus dem Projektgeschäft erwartet. Gleichzeitig geht Fresenius davon aus, dass sich die die Nettoverschuldung reduziert und die Kapitalrendite des Konzerns erhöht. Vamed wird künftig kein Berichtssegment mehr von Fresenius sein, das soll die Profitabilität um mehr als 50 Basispunkte verbessern.

Da Vamed nun nicht mehr in der Jahresprognose enthalten ist und Fresenius von besseren Geschäftsaussichten bei seiner Medikamentensparte Kabi profitiert, hob der Konzern seine Ziele für dieses Jahr an. Fresenius erwartet nun ein organisches Umsatzwachstum zwischen vier und sieben Prozent, nach bislang drei bis sechs Prozent. Der währungsbereinigte Gewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen soll nun zwischen sechs und zehn (bislang vier bis acht) Prozent zulegen.

“Fresenius ist exzellent ins Geschäftsjahr 2024 gestartet, und unser Fokus auf Fresenius Kabi und Fresenius Helios zahlt sich aus”, sagte Sen. Der Konzern profitiere zudem von schneller als geplant voranschreitenden Einsparungen. Im ersten Quartal legte das bereinigte operative Ergebnis um 15 Prozent auf 633 Millionen Euro zu – mehr als Analysten erwartet hatten. Der Umsatz zog um vier Prozent auf 5,7 Milliarden Euro an. Unter dem Strich fiel der Konzerngewinn allerdings um fast 20 Prozent auf 278 Millionen Euro, unter anderem wegen negativer Sondereffekte bei der Beteiligung FMC sowie der Restrukturierung von Vamed.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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