Frankfurt (Reuters) – An den Börsen in Europa geht es nach der jüngsten Rally erneut nach unten.
Der Dax notierte zum Handelsschluss am Donnerstag 0,7 Prozent schwächer bei 18.738,81 Punkten. Der EuroStoxx50 gab 0,6 Prozent auf 5072,45 Zähler nach. Wegen der Erwartung bald sinkender Zinsen in den USA hatte der Dax erst am Mittwoch ein neues Rekordhoch von 18.892,92 Punkten erreicht. Damit verfehlte er nur knapp die psychologisch wichtige 19.000-Zähler-Marke. Analysten zeigten sich gelassen. “Mit Blick auf die außerordentliche Stärke des Deutschen Aktienindex der vergangenen Wochen ist es mehr als gesund, auch mal einen Tag ohne neues Allzeithoch verstreichen zu lassen”, sagte etwa Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets.
An der Wall Street ging es indes weiter nach oben. Der Dow-Jones-Index der Standartwerte übersprang erstmals die 40.000-Punkte-Marke und verzeichnete damit seinen bislang schnellsten Anstieg um 10.000 Stellen. Nach der zuletzt rückläufigen Teuerungsrate in den USA sind viele Anleger zuversichtlich, dass die Notenbank Fed im September die Zinswende einleiten wird. Gleichwohl lässt sich nach Einschätzung von Analyst Christian Henke vom Broker IG ein “Haar in der Börsensuppe finden”. Die Verbraucherpreise seien in den USA zwar leicht gesunken, dennoch lägen sie mit 3,4 Prozent im April immer noch deutlich über dem Zielwert der Federal Reserve von zwei Prozent.
SIEMENS ENTTÄUSCHT ANLEGER MIT BILANZ
Neben der anhaltenden Unsicherheit bezüglich des Notenbank-Kurses sorgten auch Unternehmensbilanzen zum Teil für Verdruss unter den Investoren. Vor allem das Dax-Schwergewicht Siemens blieb mit seinen Zahlen hinter den Analystenerwartungen zurück. Die Aktie rutschte um 6,8 Prozent ab.
Ebenfalls auf der Verkaufsliste standen die Titel der Deutschen Telekom – trotz einer erneuten Steigerung von Umsatz und Gewinn im ersten Quartal. Sie gaben im Dax ein Prozent nach. Das Zahlenwerk sei auf den ersten Blick nicht besonders spannend, sagte ein Händler. Und offensichtlich reiche es den Anlegern nicht.
Aufwärts ging es dagegen für Werte aus der Versicherungsbranche, nachdem die Zurich Insurance Group zum Jahresauftakt im Kerngeschäft kräftig gewachsen ist. Auch der Rückversicherer Swiss Re ist mit Rückenwind ins laufende Jahr gestartet. Die Aktien legten an der Schweizer Börse jeweils um 3,5 und 3,8 Prozent zu. Im Dax gehörten Hannover Rück, Münchener Rück und Allianz mit einem Aufschlag zwischen 1,1 und 1,9 Prozent zu den größten Gewinnern.
RAG-STIFTUNG GIBT MEHRHEIT AN EVONIK AB
Im MDax zog Evonik die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich. Die Essener RAG-Stiftung ist nicht mehr Mehrheitsaktionärin an dem Spezialchemie-Konzern. Die Stiftung zur Deckung der Folgekosten des deutschen Steinkohlebergbaus hat über Nacht 23,4 Millionen Evonik-Aktien verkauft und ihren Anteil damit auf rund 47 Prozent reduziert. Die Platzierung drückte die Evonik-Aktie um 2,3 Prozent auf 20,24 Euro. Das liegt knapp über dem Preis von 19,99 Euro je Aktie, den die Investmentbank Morgan Stanley den potenziellen Käufern genannt hatte.
Am Rohstoffmarkt trieb der aktuell schwächere Dollar den Kupferpreis nach oben. Das Industriemetall legte zwei Prozent auf 10.424 Dollar je Tonne zu und stand damit auf dem höchsten Niveau seit zwei Jahren. Eine schwächere US-Währung macht den zumeist in Dollar abgerechneten Kauf von Rohstoffen für Investoren attraktiver. Die Spekulationen auf eine baldige US-Zinssenkung drückten den Dollar-Index zeitweise um bis zu 0,3 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Tief von 104,08 Punkten. Gestützt wurde der Kupferpreis laut Händlern aber auch durch die Hoffnung auf eine Erholung des chinesischen Immobiliensektors.
(Bericht von Zuzanna Szymanska und Daniela Pegna, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)