Brüssel/Rom/Frankfurt (Reuters) – Die EU-Kommission neigt nach langwierigen Verhandlungen mit der Lufthansa und der italienischen Staatsairline ITA Airways nach Informationen von Insidern zu einem Veto gegen den Zusammenschluss der beiden.
Die Airlines müssten noch mehr Verzicht zum Absichern des Wettbewerbs leisten und ihre Vorschläge dazu “substanziell verbessern”, sagten mit dem Vorgang Vertraute am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die in der vergangenen Woche eingereichten Abhilfemaßnahmen reichten nicht aus, um Bedenken der Wettbewerbshüterin gegen die Übernahme der ITA durch die Lufthansa auszuräumen.
Auf dem Tisch liegen Insidern zufolge bisher unter anderem: Die Freigabe von 40 Slots am Flughafen Mailand Linate für Flüge in Europa. Abnehmer dafür wären der britische Billigflieger Easyjet und die spanische Airline Volotea, die sich vertraglich zur Nutzung der Start- und Landerechte verpflichten würden. Damit würde verhindert, dass die Slots zwar abgegeben, von der Konkurrenz aber die Flüge nicht angeboten würden, wie es in früheren Fällen schon vorkam.
Auf Langstreckenflügen nach Nordamerika soll ITA Airways zwei Jahre lang weiter alleine arbeiten und nicht Teil eines Joint Ventures mit United Airlines und Air Canada werden. Damit soll die EU-Kommission aber nicht zufrieden sein. Das Langstreckengeschäft wäre aus Sicht der Lufthansa ein wichtiger Vorteil, weil sie damit das Flugangebot von Italien nach Afrika und Südamerika ausbauen könnte.
Für Umsteigerflüge soll die Lufthansa zu Interlining-Abkommen mit Konkurrenten bereit sein. Dabei wird etwa ein aus zwei Teilstrecken von zwei Airlines durchgeführter Flug gebündelt verkauft und die Einnahme geteilt.
Die EU-Kommission holt bis 19. Mai Einschätzungen von Konkurrenten, Verbraucherschützern und anderen Beteiligten ein im Rahmen eines so genannten Markttests. Bis 4. Juli soll eine Entscheidung der Behörde aus Brüssel fallen.
Die Lufthansa will zunächst ein 41-Prozent-Paket an ITA erwerben, dem Nachfolger der früheren Alitalia. Über die notwendige Freigabe durch die EU laufen etwa seit einem Jahr Gespräche. Die EU-Kommission und ein Lufthansa-Sprecher wollten sich zu den Details nicht äußern. Von der italienischen Regierung, dem Verkäufer des Anteils, hieß es Anfang der Woche, es werde an dem Plan mit der Lufthansa festgehalten.
(Bericht von Foo Yun Chee, Angelo Amante, Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)