Bau-Tarifstreit beendet – Arbeitgeber stimmen Einigungsvorschlag zu

Berlin (Reuters) – Nach der gescheiterten Schlichtung und ersten bundesweiten Streiks seit 2002 ist der Tarifstreit am deutschen Bau nun beendet.

Die Arbeitgeber gaben am Freitag endgültig grünes Licht zum Einigungsvorschlag, den sie zusammen mit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Ende Mai ausgearbeitet hatten. Die Gewerkschaft hatte bereits Anfang Juni zugestimmt. Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), sagte, mit dem Tarifabschluss seien deutliche Verbesserungen erzielt worden. “Positiv ist vor allem, dass die Unternehmen nun für eine lange Zeitspanne im Bereich der Löhne und Gehälter wieder Planungs- und Kalkulationssicherheit haben.”

Bei einer Laufzeit von drei Jahren ab 1. April 2024 sieht die Einigung eine dreistufige Lohn- und Gehaltserhöhung vor. Die Arbeitgeber hatten noch Anfang Mai den Schlichterspruch für die rund 930.000 Beschäftigten abgelehnt. Danach gab es die ersten bundesweiten Baustellen-Streiks seit 2002.

In der ersten Stufe werden die Löhne und Gehälter ab dem 1. Mai 2024 um 1,2 Prozent im Westen und um 2,2 Prozent im Osten angehoben. Die unterste Lohngruppe Eins hingegen soll bundeseinheitlich um 2,2 Prozent erhöht werden. Alle Lohn- und Gehaltsgruppen erhalten zusätzlich einen tabellenwirksamen Festbetrag von 230 Euro monatlich. Ab dem 1. April 2025 ist eine weitere Erhöhung um 4,2 Prozent im Westen und 5,0 Prozent im Osten vorgesehen. In der 1. Lohngruppe gibt es dann bundesweit plus 5,0 Prozent. Die dritte Stufe sieht ab 1. April 2026 eine Erhöhung aller Lohn- und Gehaltsgruppen um 3,9 Prozent im Westen und die Anhebung der Löhne und Gehälter im Osten auf das Niveau des Tarifgebiets West vor. “Damit wird die Ost-West-Angleichung vollzogen.”

LEHRE SOLL ATTRAKTIVER WERDEN – MEHR GELD FÜR AZUBIS

IG BAU-Bundesvorstand Carsten Burckhardt hatte jüngst die Wichtigkeit betont, dass nach fast 34 Jahren deutscher Einheit die Einkommen im Westen und Osten vom April 2026 an gleich seien. “Es ist mehr als überfällig, dass diese schreiende Ungerechtigkeit der Einkommensungleichheit endlich abgeschafft wird.” Die Tarifeinigung liegt laut IG BAU im Vergleich zu den jüngsten Abschlüssen anderer Branchen mit an der Spitze.

Um die Ausbildung attraktiver zu machen, soll die Vergütung für das erste Ausbildungsjahr für alle Lehrberufe bundeseinheitlich ab 1. Mai 2024 auf 1080 Euro steigen. Für die weiteren Ausbildungsjahre sind ebenfalls Erhöhungen vorgesehen.

Vor allem der Wohnungsbau steckt derzeit in der Krise, weil die Zahl der Baugenehmigungen massiv zurückgeht. Teure Materialien und gestiegene Finanzierungskosten wegen hoher Zinsen schrecken viele Häuslebauer und Investoren ab. Für Bauträger und Projektentwickler lohnt sich Bauen kaum noch. Allerdings hat die EZB kürzlich erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsen wieder gesenkt.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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