Frankreich-Sorgen bremsen Europas Börsen – Autowerte schwächer

Frankfurt (Reuters) – Die Nervosität wegen der anstehenden Neuwahlen in Frankreich hat Europas Aktienmärkte am Mittwoch ausgebremst.

Der Dax verlor bis zum Nachmittag 0,6 Prozent auf 18.075 Punkte. Der EuroStoxx50 gab 0,8 Prozent auf 4898 Zähler ab. An der Pariser Börse fiel der Leitindex um ein Prozent. Die Angst vor einem Rechtsruck bei den Wahlen in Frankreich und einer neuen Schuldenkrise lastet auf den Börsen. “Die politische Situation in Frankreich wird wohl auch nach den beiden Wahlrunden erst einmal unsicher bleiben”, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. “Der Dax dürfte also noch einige Zeit viel schlechter laufen als die Indizes an der Wall Street.”

In Deutschland sorgten zudem maue Wirtschaftsdaten für lange Gesichter. Die Verbraucherlaune trübte sich nach Angaben von GfK und des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) überraschend ein. Schuld daran seien die hartnäckige Inflation und die lahmende Konjunktur. Der Euro tauchte um 0,3 Prozent auf 1,0678 Dollar ab.

US-ERHOLUNG ZIEHT TECHWERTE WELTWEIT MIT

An der Wall Street zeichnete sich eine anhaltende Erholung im Tech-Sektor ab, während der Gesamtmarkt den Kursen am Terminmarkt zufolge hinterherhinkte. Der amerikanische Technologieindex Nasdaq hatte am Dienstag erstmals seit drei Tagen wieder im Plus geschlossen. Damit sei die Gefahr einer Korrektur im US-Tech-Sektor wohl erst einmal gebannt, sagte IG-Marktstratege Christian Henke.

Chipwerte standen an den asiatischen Börsen hoch im Kurs. Der europäische Technologiesektor legte ebenfalls zu, wobei das Plus am Nachmittag auf nur noch ein halbes Prozent abschmolz. Zu den größten Dax-Gewinnern zählten SAP und Infineon. SAP erreichten dabei mit einem Plus von 3,2 Prozent zeitweise ein Rekordhoch.

VW GEBEN NACH – ÜBERNAHMEHOFFNUNGEN BEI DELIVEROO

Bei den Autowerten nahmen Anleger nach der jüngsten Erholung Gewinne mit, der Branchenindex rutschte um 1,7 Prozent ab. Volkswagen-Anleger zeigten sich wenig begeistert vom Joint Venture mit dem US-Elektrofahrzeug-Hersteller Rivian und den geplanten Milliardenausgaben. Aktien von VW fielen um bis zu 2,8 Prozent, während Rivian im vorbörslichen US-Geschäft um rund 40 Prozent hochschnellten. Analysten sagten, der Deal werfe Fragen über die VW-konzerneigene Software-Tochter Cariad auf, die seit Jahren mit Verzögerungen und Verlusten zu kämpfen hat.

Anleger des britischen Essenlieferdienstes Deliveroo hofften auf eine Übernahme, nachdem der US-Rivale Doordash seine Fühler ausgestreckt hatte. Die Aktien von Deliveroo zogen in London um bis zu sechs Prozent auf 135,10 Pence an. Wie Reuters von Insidern erfuhr, hatte Doordash im Mai Interesse an einer Übernahme bekundet. Die Gespräche seien aber nach Meinungsverschiedenheiten über die Bewertung beendet worden.

Die Aktien des Hausgeräteherstellers Electrolux stiegen in Stockholm um bis zu 5,8 Prozent, nachdem Reuters berichtet hatte, dass Robert Bosch ein Angebot für den US-Konkurrenten Whirlpool erwägt. “Die Konsolidierung ist für alle Beteiligten im Bereich der Großgeräte positiv”, sagte Kepler Chevreux-Analyst Johan Eliason. Whirlpool-Aktien legten vorbörslich neun Prozent zu.

Papiere des Logistik-Riesen DHL bekamen Schützenhilfe dank eines optimistischen Ausblicks des US-Rivalen FedEx. Sie grenzten ihre Kursgewinne allerdings auf ein halbes Prozent ein, während FedEx im vorbörslichen US-Handel mehr als 13 Prozent zulegten. Das Brokerhaus Baird rechnet mit einer moderat verbesserten Frachtnachfrage bei FedEx.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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