Hamburg sieht MSC-Einstieg bei Hafenbetreiber HHLA auf Kurs

Berlin (Reuters) – Trotz scharfer Kritik am geplanten Einstieg der weltgrößten Reederei MSC bei Hamburgs wichtigstem Hafenbetreiber HHLA sieht die Hansestadt den von ihr eingefädelten Deal auf Kurs.

Bei der Bürgerschaftssitzung am Mittwoch werde mit einer Beschlussfassung gerechnet, erklärte ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Die Regierungsfraktionen hätten ihre Zustimmung signalisiert. Neben dem Votum der Hamburgischen Bürgerschaft – des Landesparlaments – fehlt auch noch die kartellrechtliche Genehmigung aus Brüssel. MSC teilte auf Nachfrage mit, der Konzern arbeite bei der fusionsrechtlichen Anmeldung des Geschäfts eng mit der EU-Kommission zusammen.

Der Sprecher der Wirtschaftsbehörde zeigte sich mit Blick auf den Zeitplan zuversichtlich: “Wir haben derzeit keinen Anlass, von Verzögerungen auszugehen”. Weiterhin werde ein Abschluss der Transaktion 2024 erwartet. Davon geht auch MSC aus, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Zu der kartellrechtlichen Genehmigung in Brüssel hieß es: “Die Gespräche sind konstruktiv und in vollem Gange”.

Der Plan des rot-grünen Hamburger Senats, im großen Stil HHLA-Anteile an MSC – den in der Schweiz ansässigen Rivalen der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd – abzugeben, hatte in der Hansestadt hohe Wellen geschlagen. In den vergangenen Wochen hagelte es erst auf der Hauptversammlung der HHLA und dann bei einer öffentlichen Anhörung im Wirtschaftsausschuss der Bürgerschaft scharfe Kritik. Dabei fielen Begriffe wie verscherbeltes Tafelsilber und historischer Fehler. Kleinaktionäre kritisierten, dass der Konzern vor allem angesichts seines als besonders wertvoll erachteten Schienengeschäfts Metrans unter Wert verkauft werde.

SENATSBEHÖRDE UND MSC: BEIHILFE-VERFAHREN NICHT BEKANNT

In Medienberichten hieß es, bei der EU-Kommission sei – unabhängig von der kartellrechtlichen Prüfung – eine Beschwerde eingegangen, die auf das Beihilferecht abziele. Im Zentrum soll die Frage stehen, ob MSC tatsächlich zu wenig für die HHLA-Anteile zahle, berichtete der NDR. Ein förmliches Prüfverfahren gebe es derzeit aber nicht. Die Wirtschaftsbehörde erklärte dazu, ein beihilferechtliches Verfahren der Kommission sei ihr gegenwärtig nicht bekannt. Es seien dazu auch keine Unterlagen angefordert worden, noch würden Nachfragen vorliegen.

Auch MSC erklärte, nach Wissen des Unternehmens sei keine formelle Untersuchung über staatliche Beihilfen eingeleitet worden. Allerdings hieß es bei MSC auch: “Unserem Verständnis nach bearbeitet die Europäische Kommission derzeit eine Beschwerde und sammelt dazu Informationen ein”. Die Mediterranean Shipping Company (MSC) bietet den HHLA-Aktionären 16,75 Euro je Aktie. In den Angebotsunterlagen vom 23. Oktober 2023 heißt es, dies entspreche einer Prämie von 49,02 Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate.

Laut der Wirtschaftsbehörde steht vor dem Abschluss der Transaktion auch noch die Änderung des Hafenentwicklungsgesetzes an. Damit werde bei der ersten Sitzung der Bürgerschaft nach der Sommerpause am 4. September gerechnet. MSC betonte, das Verfahren obliege der Hamburger Bürgerschaft, über den Ausgang der Abstimmung wolle MSC nicht spekulieren. “Wir haben volles Verständnis dafür, dass dies eine wichtige Entscheidung für die Stadt ist und dass eine gründliche Debatte Zeit braucht.”

Der Hamburger Senat erhofft sich durch das Engagement des Reederei-Riesen positive Effekte in schwierigen Zeiten für Deutschlands größten Seehafen. Kritiker fürchten eine zu große Einflussnahme des verschwiegenen Unternehmens im Besitz der Familie von MSC-Gründer Gianluigi Aponte. Von der HHLA war am Montag zunächst keine Stellungnahme zum aktuellen Fortschritt des Vorhabens zu bekommen. Der HHLA-Vorstand, der offenbar selbst von den Einstiegsplänen überrascht wurde, setzt auf eine inzwischen vertraglich ausgehandelte unabhängige Entwicklung, auf den MSC-Container-Umschlag an den eigenen Kais und eine 450 Millionen Euro schwere Kapitalspritze des Schweizer Konzerns.

(Bericht von Elke Ahlswede, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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