Europas Anleger treten vor Powell-Auftritt einen Schritt zurück

Frankfurt (Reuters) – Vor der Kongressanhörung von US-Notenbankchef Jerome Powell sind die Anleger an den europäischen Börsen in Deckung gegangen.

Dax und EuroStoxx50 gaben am Dienstag jeweils leicht auf 18.430 beziehungsweise 4950 Punkte nach. Börsianer warteten auf Aussagen von Powell zum künftigen Kurs der Fed. Der erste Tag der Anhörung sei immer der wichtigste Tag, “da wir dann den allgemeinen Ton und die Kernbotschaften erfassen”, sagte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank.

Powell hatte zwar zuletzt Fortschritte bei der Bekämpfung der Inflation anerkannt, sich jedoch noch nicht auf eine bevorstehende Zinswende festgelegt. Aus Sicht von Börsianern haben sich die Hinweise auf eine Zinswende im September weiter verdichtet, nachdem die Arbeitsmarktzahlen vom Freitag auf eine Konjunkturabkühlung hindeuteten. Andere Analysten zeigten sich allerdings wenig optimistisch, von Powell Impulse zu erhalten.

“In der heute anstehenden Rede von US-Notenbankchef Powell wird man wieder versuchen, den Termin der Zinswende in den USA herauszuhören, doch auch dieses Unterfangen wird wohl erfolglos bleiben”, kommentierte Jürgen Molnar von RoboMarkets. “Vor September wird in Washington zumindest geldpolitisch nichts passieren, während über den Sommer es wohl um die Frage gehen dürfte, mit welchem Kandidaten die Demokraten in die heiße Phase des Wahlkampfes ziehen.”

ÖLPREISE GEBEN NACH – ENERGIEBRANCHE UNTER DRUCK

Am Rohöl gaben unterdessen die Preise weiter nach, weil der Tropensturm Beryl in den USA weniger Schaden angerichtet hat, als im Vorfeld befürchtet. “Erste Anzeichen lassen darauf schließen, dass der Großteil der Energieinfrastruktur unbeschadet davongekommen ist”, sagten ING-Analysten. Nach seinem Auftreffen auf die texanische Küste schwächte sich Beryl zu einem tropischen Sturm ab. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich in der Spitze um knapp ein Prozent auf 85,19 Dollar je Barrel. Der Preis für US-Leichtöl WTI sank ähnlich stark auf bis zu 81,73 Dollar je Barrel. Die großen Raffinerien an der US-Golfküste bekamen die Auswirkungen des Tropensturms offenbar nur minimal zu spüren.

Der gesunkene Ölpreis setzte auch europäischen Energiefirmen zu. Der entsprechende Branchenindex gab um bis zu 1,3 Prozent nach und gehörte damit zu den größten Verlierern. Bei den Einzelwerten ließen die Anteilsscheine von BP kräftig Federn. Die Titel des britischen Energieriesen fielen knapp vier Prozent, nachdem der Vorstand davor gewarnt hatte, dass niedrigere Raffinerie-Margen und Ölpreise im zweiten Quartal den Gewinn schmälern könnten. Auch die Papiere des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV rutschten um vier Prozent ab. Das Unternehmen erwartet im Osteuropa-Geschäft im zweiten Quartal negative Effekte durch Gesetzesänderungen und den geplanten Stillstand des rumänischen Kraftwerks Brazi.

FRANZÖSISCHE AKTIEN HINKEN HINTERHER

Für Unsicherheit sorgte zudem weiter der überraschende Ausgang der Parlamentswahl in Frankreich. “Innenpolitisch bahnt sich in Frankreich nun eine jahrelange Hängepartie an, weil sich die verschiedenen politischen Lager bei wichtigen Vorhaben gegenseitig blockieren dürften”, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. “Die Anleger befürchten eine politische Pattsituation, die sich wirtschaftlich negativ auf das Land auswirkt.” Die Sorgen spiegelten sich auch am Aktienmarkt wider. Der französische Leitindex gehörte mit einem Kursverlust von bis zu einem Prozent zu den Schlusslichtern in Europa.

Schwächster Dax-Wert war Mercedes-Benz mit einem Kursverlust von mehr als drei Prozent auf bis zu 63,06 Euro. Zwei Banken schraubten ihr Kursziel für den Autobauer nach unten: die Analysten von HSBC von 87 auf 82 Euro und die der Citigroup von 72 auf 68 Euro.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von . Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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