(Berichtigt Grammatikfehler im dritten Satz)
New York (Reuters) – In den USA haben die Großbanken JP Morgan und Citigroup die Bilanzsaison in der Branche für das zweite Quartal mit Gewinnzuwächsen eröffnet.
Dazu trugen florierende Geschäfte im Investmentbanking und auch Sondergewinne bei. Nicht so rund lief es dagegen für den Rivalen Wells Fargo, der ebenfalls am Freitag seinen Zwischenbericht für den Zeitraum April bis Juni vorlegte. Die Gewinne des Instituts mit Sitz in San Francisco schrumpften unerwartet. Die Anleger waren insgesamt unzufrieden – die Aktien der US-Banken verbuchten Kursverluste zwischen zwei und fast sieben Prozent. Die Quartalszahlen von Goldman Sachs, Bank of America und Morgan Stanley stehen in der kommenden Woche an.
JP MORGEN – WACHSAM GEGENÜBER GEOPOLITISCHEN RISIKEN
Branchenprimus JP Morgan erzielte einen Gewinn von 18,15 Milliarden Dollar im Quartal – ein Anstieg von rund einem Viertel. Kräftig angeschoben wurde dies allerdings durch einen Bilanzgewinn von acht Milliarden Dollar aus einem Aktientauschgeschäft mit dem weltgrößten Zahlungsnetzwerk Visa. Im Investmentbanking profitierte der Konzern von einer Belebung des Fusions- und Übernahmegeschehens und starken Aktivitäten auf dem Kapitalmarkt. Die Gebühreneinnahmen im Investmentbanking schnellten um 50 Prozent in die Höhe – in Aussicht gestellt worden war lediglich ein Plus von 25 bis 30 Prozent. Unternehmen vertrauen zunehmend auf die Fähigkeit der US-Wirtschaft, eine größere Rezession zu vermeiden. Fusionen und Übernahmen rücken damit wieder stärker in den Blickpunkt.
“Die Marktbewertungen und Kreditaufschläge scheinen recht günstige wirtschaftliche Aussichten widerzuspiegeln, doch bleiben wir wachsam gegenüber möglichen Extremrisiken”, erklärte Konzernchef Jamie Dimon. Zu den Gefahren zähle eine sich wandelnde geopolitische Lage, die die gefährlichste seit dem zweiten Weltkrieg sei. JP Morgan steigerte die Erträge um 22 Prozent auf 50,20 Milliarden Dollar, wobei die hohen Zinsen weiter für Rückenwind sorgten. Die größte Bank der USA bildete Rückstellungen von 3,1 Milliarden Dollar für Kreditausfälle – im Vergleich zum ersten Quartal ein Anstieg von 62 Prozent.
ERTRAGSSCHUB BEI CITIGROUP
Auch bei der Citigroup sorgten gute Geschäfte im Investmentbanking für steigende Gewinne. Die drittgrößte US-Bank baute ihren Überschuss um rund zehn Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar aus. “Unsere Ergebnisse zeigen die Fortschritte in der Umsetzung unserer Strategie und die Vorteile unseres diversifizierten Geschäftsmodells”, erklärte Konzernchefin Jane Fraser. Die Erträge erhöhten sich um vier Prozent auf 20,1 Milliarden Dollar. Darin enthalten sind auch Einnahmen von 400 Millionen Dollar aus einem Geschäft mit Visa-Aktien.
Fraser hatte im vergangenen Jahr einen umfassenden Umbau der Großbank angeschoben. Das Geldhaus weist inzwischen Gewinne seiner fünf Geschäftsbereiche, Dienstleistungen, Märkte, Banking, US-Privatkundengeschäft und Vermögensverwaltung, die zuvor unter größeren Sparten zusammengefasst waren, einzeln aus. Mit der neuen Struktur soll unter anderem Bürokratie abgebaut werden. In der Sparte Banking, zu der auch das Geschäft mit Firmenkrediten gehört, nahmen die Erträge um 38 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar zu. Im Investmentbanking kletterten die Gebühreneinnahmen sogar um 60 Prozent auf 853 Millionen Dollar.
WELLS FARGO KÄMPFT MIT STEIGENDEN KOSTEN
Ein eher schwaches Quartal wies dagegen Wells Fargo aus. Der Nettogewinn sank leicht auf 4,91 Milliarden Dollar von 4,94 Milliarden Dollar vor Jahresfrist. Vor allem der scharfe Wettbewerb um Kundeneinlagen machte der Bank zu schaffen. Die Nettozinseinnahmen sanken um neun Prozent auf 11,92 Milliarden Dollar. Analysten hatten mehr erwartet. Für das Gesamtjahr warnte Finanzchef Michael Santomassimo vor einem Rückgang der Nettozinserträge um acht bis neun Prozent.
Die durchschnittlichen Einlagekosten bei Wells Fargo lagen im zweiten Quartal bei 1,84 Prozent – vor einem Jahr waren es noch 1,13 Prozent gewesen. Banken müssen inzwischen höhere Kosten tragen, um Kunden zu halten, die nach mehr Rendite Ausschau halten. Gleichzeitig kämpfen die Institute mit den Folgen der langanhaltend hohen Zinsen. Kreditnehmer agieren deshalb inzwischen bei der Aufnahme neuer Darlehen zögerlicher. Rund lief es wie bei den Wettbewerbern im Investmentbanking. Die Erträge in dem Geschäft legten um 38 Prozent auf 430 Millionen Dollar zu.
(Bericht von Niket Nishant, Nupur Anand, Tatiana Bautzer und Manya Saini; Bearbeitet von Frank Siebelt; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)