Madrid (Reuters) – Um den spanischen Zughersteller Talgo ist ein Bieterkampf entbrannt. Der tschechische Konkurrent Skoda habe einen Zusammenschluss angeboten, ohne die Offerte mit Zahlen zu unterlegen, teilte Talgo am Dienstag mit. Nun gehe es darum zu klären, ob ein Angebot über den 619 Millionen Euro liegt, die das ungarische Konsortium Ganz-MaVag (Magyar Vagon) im März für Talgo geboten hatte. Die spanische Regierung hatte erklärt, sie werde den Deal sorgfältig prüfen, da sie Talgo als strategische Beteiligung ansieht. Verkehrsminister Oscar Puente gilt als Gegner eines Verkaufs an die Ungarn. Das Unternehmen habe Zugang zu sensiblen Informationen über das Eisenbahnnetz des Landes und damit auch über die nationale Sicherheit.
Seit Ganz-Mavag vor mehr als vier Monaten ein offizielles Übernahmeangebot für Talgo eingereicht hat, schießen in den spanischen Medien die Spekulationen um Alternativen ins Kraut. Den Schlüssel zum Erfolg oder Misserfolg einer Übernahme hat der Finanzinvestor Trilantic, der rund 40 Prozent an Talgo hält. Im März hieß es in der Zeitung “El Economista”, Trilantic erwäge einen Verkauf seiner Anteile an den Schweizer Rivalen Stadler Rail. Die Schweizer bauen in Valencia Lokomotiven und zählen etwa die Staatsbahn Renfe zu ihren Kunden. Später hieß es, der spanische Staat selbst wolle das Trilantic-Aktienpaket kaufen, was ein Übernahmeangebot nach sich ziehen würde. An der Madrider Börse wird Talgo mit knapp 500 Millionen Euro bewertet.
Ganz-MaVag selbst hatte signalisiert, man könne sich für die Übernahme auch mit spanischen Investoren zusammentun. Ganz-MaVag ist ein Konsortium des Zugherstellers Magyar Vagon mit dem ungarischen Staat. Talgo sitzt auf einem Auftragsbestand von mehr als vier Milliarden Euro, hat aber Kapazitätsprobleme, ihn abzuarbeiten. Die Deutsche Bahn hat Talgo im vergangenen Jahr den größten Auftrag seiner Geschichte erteilt: Die Spanier sollen für 1,4 Milliarden Euro weitere 56 “ICE L”-Züge für den Fernverkehr liefern.
Skoda Transportation gehört zur Holding PPF Group, hinter der die Witwe des vor drei Jahren ums Leben gekommenen Milliardärs Petr Kellner steht. Mit dem gleichnamigen Autobauer Skoda, der zum Volkswagen-Konzern gehört, hat das Unternehmen nur die Wurzeln gemeinsam. Der Zughersteller muss sich bis 2029 umbenennen, nachdem er die Markenrechte am Namen “Skoda” vor zwei Jahren an VW verkauft hat. Skoda Transportation sitzt in Pilsen. Die VW-Tochter Skoda Auto produziert in Mlada Boleslav (Jungbunzlau).
(Bericht von Inti Landauro und Alexander Hübner, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)