Sartorius senkt Jahresziele – Nachfrageschwäche hält an

Frankfurt (Reuters) – Trübe Aussichten bei Sartorius: Der Pharma- und Laborzulieferer schraubt nach Umsatz- und Ergebniseinbußen im ersten Halbjahr seine Jahresziele zurück.

Die Kunden des Göttinger Dax-Konzerns halten sich weiter mit Investitionen zurück, zudem belastet die andauernde Marktschwäche in China. Im zweiten Quartal habe Sartorius zwar ein leichtes Wachstum verzeichnet, sagte Vorstandschef Joachim Kreuzburg am Freitag. “Wir sehen aber gleichzeitig auch, dass die Lagerbestandsreduktion bei Kunden doch noch nicht vollständig abgeschlossen ist.” Kreuzburg sprach von einer hohen Volatilität, die es so in der Vergangenheit nicht gegeben habe. “Die Prognostizierbarkeit ist sehr eingeschränkt.” Erst im Schlussquartal sei eine zunehmende Nachfragedynamik zu erwarten.

Anleger nahmen nach der Prognosesenkung Reißaus. Die Aktien fielen in der Spitze um mehr als 15 Prozent auf 209,10 Euro und waren der mit Abstand schwächste Dax-Wert.

Für 2024 geht Sartorius nun von einem Umsatz auf Vorjahresniveau aus, mit einer Bandbreite einer niedrig einstelligen negativen bis niedrig einstelligen positiven Entwicklung. Die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) dürfte sich auf 27 bis 29 Prozent belaufen. Bislang hatte das Management einen währungsbereinigten Umsatzanstieg im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Die Ebitda-Marge sollte auf etwas über 30 (Vorjahr: 28,3) Prozent steigen.

Kreuzburg hofft, dass sich das laufende Sparprogramm von über 100 Millionen Euro im weiteren Jahresverlauf positiv auf die Profitabilität niederschlägt. Allerdings werde dies die

Auswirkungen der geringeren Volumenentwicklung sowie der Maßnahmen zur Reduktion der eigenen Lagerbestände wohl nicht vollständig ausgleichen. Sartorius hatte in der Corona-Pandemie von einer hohen Nachfrage nach seinen Produkten profitiert, die bei der Herstellung von Covid-Impfstoffen und -Medikamenten eingesetzt wurden, und so zeitweilig Wachstumsraten von rund 50 Prozent erzielt. Im vergangenen Jahr fand diese Sonderkonjunktur aber ein jähes Ende.

Die Kunden hätten in der Pandemie viel mehr bestellt, als sie benötigt hätten, sagte Kreuzburg nun. Sartorius habe schon im Oktober 2022 gewarnt, dass diese Entwicklung nicht nachhaltig sei. Kreuzburg geht davon aus, dass die biopharmazeutische Industrie womöglich künftig Zyklen durchlaufen wird, wie man sie schon seit Jahren aus der Halbleiterbranche kenne. “Wir hatten in den letzten ein, zwei Jahrzehnten vielleicht eine Sondersituation, dass diese Zyklizität sehr gering war.” Das Wachstum habe in dieser Zeit dominiert. “Es ist schon denkbar, dass wir in Zukunft ein bisschen stärkere Zyklen sehen, die aber nichts daran ändern, dass die zugrundeliegende Kurve eine sehr positive ist.”

In den ersten sechs Monaten 2024 fiel der Umsatz von Sartorius um 3,2 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro. Wechselkursbereinigt stand ein Minus von gut zwei Prozent zu Buche. Zwar kletterte der Umsatz von April bis Juni um 3,6 Prozent, konnte aber das Minus zum Jahresstart nicht mehr ausgleichen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank im ersten Halbjahr um 8,8 Prozent auf 471 Millionen Euro, die Ebitda-Marge verringerte sich auf 28,1 (Vorjahr: 29,8) Prozent. Das maßgebliche Periodenergebnis schrumpfte um mehr als ein Viertel auf 148 Millionen Euro.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an die Redaktionsleitung unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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