Frankfurt (Reuters) – Der Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um das Weiße Haus hat den Börsen in Europa Auftrieb verliehen.
Der Dax rückte am Montag gegen Mittag um 1,2 Prozent auf 18.395 Punkte vor. Der EuroStoxx50 gewann 1,4 Prozent auf 4894 Zähler.
Nach wachsenden Zweifeln an seiner Leistungsfähigkeit und seinen Chancen gegen den republikanischen Herausforderer Donald Trump verzichtete Biden am Sonntag auf eine erneute Präsidentschaftskandidatur. Nun läuft die Kandidatur bei den Demokraten für die Wahl im November auf Bidens Stellvertreterin Kamala Harris zu. Zuletzt hatten Investoren verstärkt auf eine Wiederwahl von Ex-Präsident Trump gesetzt.
Experten führten die Kursgewinne am Aktienmarkt in Europa auf eine Erleichterungsrally zurück. Es wird damit gerechnet, dass der Attentatsversuch auf Trump am 13. Juli seine Chancen beim Wahlkampf verbessern dürfte. “Und ein Wahlsieg von Trump wäre potenziell schwierig für europäische Aktien, weil seine Politik sehr US-zentrisch ausgerichtet ist”, erläuterte Richard Flax, Chefanleger beim Vermögensverwalter Moneyfarm. “Jeder Anstieg der Wahrscheinlichkeit, dass die Demokraten gewinnen, ist damit ein Wachstumsimpuls für die Börsen in Europa.”
WIE GEHT ES MIT DEM “TRUMP-TRADE” WEITER?
Dabei könnten die jüngsten Gewinne bei Anlagen, die von einer Wiederwahl von Trump profitieren dürften, Experten zufolge wieder abgebaut werden. Der Kandidat der Republikaner wird mit niedrigeren Steuern und einer lockeren Umweltpolitik in Verbindung gebracht. Dies sorgte zuletzt für Gewinne bei traditionellen US-Unternehmen und Anbietern fossiler Energie. Unter Druck gerieten dagegen die Papiere von Windparkbetreibern und Unternehmen mit einem großen Geschäft in China, die unter Trumps strenger Zöllpolitik leiden könnten.
Die Papiere von Autobauern wie Porsche AG, BMW und Mercedes-Benz, schlugen am Montag einen Erholungskurs ein und gewannen jeweils rund zwei Prozent. Auch der dänische Windparkbetreiber Oersted gewann 1,5 Prozent. Der Dollar-Index und die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen, die im Rahmen des sogenannten “Trump-Trade” stark gestiegen waren, traten allerdings auf der Stelle.
Der Markt dürfte insgesamt volatil bleiben, solange die Kandidatur von Harris nicht offiziell feststehe, konstatierte Chefanleger Cameron Dawson vom Vermögensverwalter NewEdge Wealth in New York. “Spannend wird zudem, wen Kamala Harris im Fall ihrer Nominierung zu ihrem Vize-Kandidaten ernennt”, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.
SANIERUNGSPLÄNE SCHICKEN VARTA IN DEN FREIEN FALL
Im Rampenlicht bei den deutschen Unternehmen stand Varta. Die Aktie des schwäbischen Batterieherstellers stürzte um bis zu knapp 80 Prozent ab und markierte mit 2,10 Euro ein neues Allzeittief. Das angeschlagene Unternehmen aus Ellwangen will beim Amtsgericht Stuttgart ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren anmelden.
Unter Druck gerieten auch Takkt. Die Papiere des Büromöbel-Versenders rutschten nach einer Prognosesenkung um 9,5 Prozent ab.
Gefragt waren dagegen die Aktien von Süss Microtec, die um knapp sechs Prozent zulegten. Für gute Stimmung sorgten positive Analystenkommentare nach der Prognoseerhöhung des Chipausrüsters vom Freitag.
Europaweit schickte ein Gewinneinbruch bei Ryanair den Luftfahrtsektor auf Talfahrt. Die Papiere des irischen Billigfliegers brachen um knapp 15 Prozent ein. Die Anteilsscheine von Wizz Air, EasyJet und der British-Airways-Muttergesellschaft IAG verloren in ihrem Sog zwischen 4,4 und gut acht Prozent.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)