Dublin (Reuters) – Dem Billigflieger Ryanair machen die niedrigen Ticketpreise zu schaffen.
Im Frühjahrsquartal von April bis Juni brach der Gewinn um 46 Prozent auf 360 Millionen Euro ein, wie die nach Passagierzahl größte Airline Europas am Montag mitteilte. Die Summe lag weit unter der Prognose der Analysten, die im Durchschnitt mit 538 Millionen Euro gerechnet hatten. Ein Grund waren die gesunkenen Ticketpreise, die im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 pro Passagier um durchschnittlich 15 Prozent zurückgingen. Eine Besserung ist nicht in Sicht: “Obwohl die Nachfrage im zweiten Quartal stark ist, bleiben die Preise niedriger als erwartet”, erklärte Konzernchef Michael O’Leary. Er rechne damit, dass die Ticketpreise im wichtigen Sommerquartal deutlich unter denen des Vorjahres liegen würden. “Die Preisgestaltung setzt sich weiter nach unten fort.”
In den Sommermonaten erzielt Ryanair üblicherweise den Großteil seines Gewinns. Versuche, die Tarife in den vergangenen Wochen zu erhöhen, sind O’Leary zufolge am Widerstand der Verbraucher gescheitert. Es sei noch zu früh, um die Auswirkungen auf den Gewinn für das Gesamtjahr abzuschätzen. Auch Finanzchef Neil Sorahan sagte, dass die Preise deshalb fielen, weil die Verbraucher sparsamer und vorsichtiger seien. Er ließ ebenfalls offen, wann sie wieder anziehen könnten.
Bei Analysten blinkten die Alarmleuchten: “Wir erwarten ein erhebliches Abwärtsrisiko für die Konsensschätzungen”, schrieb Gerald Khoo, Analyst bei Liberum Capital. “Eine aggressivere Preisgestaltung des Marktführers wird wahrscheinlich negative Folgen für die anderen europäischen Fluggesellschaften haben.”
An der Börse mussten die Aktien der Airline deutlich Federn lassen: Die Ryanair-Papiere sanken um über zwölf Prozent. In ihrem Sog fielen auch die Anteilsscheine der Konkurrenten Wizz Air und EasyJet um mehr als sechs Prozent. Die British-Airways-Muttergesellschaft IAG und der Reisekonzern TUI gehörten zu den größten Verlierern an Europas Börsen.
(Bericht von Conor Humphries, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)