Börsen in Europa nach Tesla und Alphabet schwächer

Frankfurt (Reuters) – Das Ausbleiben einer positiven Überraschung bei den US-Giganten Tesla und Alphabet drückt die Börsen rund um den Globus.

Der Dax notierte am Mittwoch gegen Mittag 0,7 Prozent schwächer bei 18.426 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann 0,8 Prozent auf 4878 Zähler.

Der US-Elektroautopionier Tesla meldete am Dienstagabend die niedrigste Gewinnmarge seit mehr als fünf Jahren. “Viele stellen sich jetzt erneut und umso intensiver die Frage, ob die Big Techs doch zu schnell und zu hoch gestiegen sind”, kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Die Titel von Alphabet sanken im nachbörslichen Handel, obwohl die Google-Mutter ihre Umsatz- und Gewinnziele übertroffen hatte. Experten zufolge haben Börsianer auf eine größere Überraschung gesetzt.

SCHLECHTE NACHRICHTEN AUF DER KONJUNKTURFRONT

Bei den deutschen Einzelwerten standen die Bilanzen und Prognosen im Mittelpunkt. Unter Druck geriet vor allem die Aktie der Deutschen Bank, die um gut sieben Prozent abrutschte. Das Geldhaus schrieb im vergangenen Quartal einen Verlust und wird dieses Jahr wohl keinen weiteren Aktienrückkauf umsetzen.

Gefragt nach einem starken Finanzbericht waren dagegen etwa Atoss Software. Der Münchner Personalplanungs-Spezialist schraubte nach dem ersten Halbjahr seine Renditeerwartungen nach oben. Gründe dafür seien ein “umsichtiges Kostenmanagement” und die Verschiebung des Personalaufbaus.

Die Hoffnungen auf einen Aufschwung in Deutschland erhielten indes zu Beginn des zweiten Halbjahres einen kräftigen Dämpfer. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die hiesige Privatwirtschaft – also Industrie und Dienstleister – fiel im Juli auf 48,7 Zähler und damit erstmals seit vier Monaten unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die Hiobsbotschaft kam vom Finanzdienstleister S&P Global, der am Mittwoch seine Firmenumfrage veröffentlichte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Sie hatten ein verstärktes Wachstum erwartet.

LUXUSWERTE NACH LVMH-ZAHLEN ERNEUT UNTER DRUCK

Europaweit setzten schwache Zahlen des Luxusunternehmens LVMH den gesamten Sektor unter Druck. Die Papiere des französischen Mutterkonzerns von Edelmarken wie Louis Vuitton, Christian Dior, Tiffany & Co. und Hennessy rutschten an der Börse in Paris am Mittwoch um gut fünf Prozent ab. Rivalen wie Kering, Moncler und Hermes verloren in ihrem Sog bis zu knapp vier Prozent.

LVMH, mit einem Börsenwert von 340 Milliarden Euro das zweitgrößte notierte Unternehmen Europas, gilt als Indikator für die Luxusmode-Branche, die sich zurzeit vor allem um die schwache Nachfrage auf ihrem wichtigsten Absatzmarkt China Sorgen macht. Dabei bestätige das enttäuschende Erlöswachstum von LVMH im zweiten Quartal, dass “selbst die Besten in der Branche nicht vor dem schwierigen Geschäftsumfeld gefeit sind”, fassten die Experten der US-Großbank JP Morgan zusammen.

Auch die Titel von Hugo Boss gaben gut vier Prozent nach. Auf die Aktie des Metzinger Modekonzerns, der vergangene Woche eine Gewinnwarnung ausgegeben hatte, drückte zusätzlich eine negative Analysteneinschätzung: Die Experten der Pariser Großbank BNP Paribas hatten die Boss-Titel auf “Underperform” nach zuvor “Outperform” herabgestuft. Auch das Kursziel wurde auf 32 von 63 Euro gesenkt. “Wir nehmen die neue Realität zur Kenntnis”, hieß es in der Erklärung. “Die Jahre des kräftigen Umsatzwachstums sind eindeutig vorbei. Die Normalisierung im Luxussektor hat angefangen.”

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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