Verbraucher meiden teure Nestle- und Unilever-Produkte

– von Oliver Hirt und Agata Rybska

Zürich (Reuters) – Trotz Rabattschlachten bleiben Produkte der Konsumgüter-Konzerne Nestle und Unilever in den Regalen liegen.

Die beiden Branchenriesen meldeten am Donnerstag enttäuschende Umsätze. Doch während der “Rexona”- und “Dove”-Anbieter Unilever die Prognose wenigstens halten konnte, musste der schweizerische “Nespresso”-Konzern zurückrudern. Viele Verbraucher griffen nach günstigen Produkten, sagte Nestle-Chef Mark Schneider in einer Pressekonferenz. “Es gibt Druck, vor allem im unteren Einkommenssegment.”

Konsumgüterhersteller hatten in der Vergangenheit bei hohen Inflationsraten an der Preisschraube gedreht, um Mehrkosten für Rohstoffe an die Verbraucher weiterzureichen. Nach fast drei Jahren mit Preiserhöhungen, die die Lebenshaltungskosten weltweit immer noch nach oben treiben, gehen die Konzerne nun vom Gas. Damit hoffen sie Käufer zurückzugewinnen, die auf billigere Produkte wie Eigenmarken umgestiegen sind.

Weil die Verbraucher preisempfindlicher geworden seien und zwischen den Einzelhändlern intensiver Wettbewerb herrsche, versuche Nestle die Nachfrage mit Preisnachlässen anzukurbeln, erklärte Schneider. “In einer Zeit, in der die Verbraucher insbesondere am unteren Ende des Spektrums unter Druck stehen, finden mehr Rabattaktionen statt, um Marktanteile zu gewinnen und auszubauen.”

Nachdem Nestle die Preise im vergangenen Jahr im Schnitt noch um 7,5 Prozent hochgeschraubt hatte, waren es in den ersten sechs Monaten 2024 nur noch zwei Prozent – deutlich weniger als Analysten erwartet hatten. Weil es trotzdem nicht gelang, den Absatz kräftig abzukurbeln, senkte Nestle deshalb die Prognose: Nun erwartet der Konzern aus Vevey am Genfer See ein organisches Umsatzwachstum von mindestens drei Prozent; bisher waren es vier Prozent.

KONZERNE STRAFFEN ANGEBOT

An der Börse sackten Nestle-Papiere fast fünf Prozent ab. Bei den Wachstumstreibern Kaffee und Tiernahrung habe Nestle zu Rabatten greifen müssen, um die Absatzmengen zu steigern, sagte Bernstein-Analyst Bruno Monteyne. Bei weniger gefragten Waren wie Milchprodukten oder Fertiggerichten seien die Preise sogar gesunken. “Die Deflation ist da.” Über das gesamte Spektrum des Angebots hinweg sehe die Preisentwicklung bei Nestle schlecht aus.

Weil es der Konzern nicht geschafft habe, höhere Preise durchzudrücken, machten die Anleger sich Sorgen über die Gewinnspannen im kommenden Jahr, erklärte Jefferies-Analyst David Hayes. Das stelle auch die Stärke der Marken in Frage. Nestle hat an die 2000 Marken wie “Maggi”, “KitKat” oder “Perrier”, mit 30 davon erzielt das Unternehmen jedes Jahr Milliardenumsätze.

Während Nestle bei einem Umsatz von 45 Milliarden Franken organisch um 2,1 Prozent wuchs, kam Unilever bei einem Umsatz von 31,1 Milliarden Euro auf ein bereinigtes Wachstum von 4,1 Prozent. Florierende Geschäfte mit Produkten zur Körperpflege gaben dem britisch-niederländischen Konzern Rückenwind. Die Aktie kletterte 6,5 Prozent. Doch RBC-Capital-Markets-Analyst James Edwards Jones hält die Wettbewerbsfähigkeit von Unilever nach wie vor nicht für überzeugend.

Der Umbau des Konzerns dauere an, betonte Vorstandschef Hein Schumacher. Unilever will unter anderem das Eiscreme-Geschäft mit Marken wie “Langnese” oder “Magnum” abtrennen, um sich damit “einfacher und fokussierter” aufzustellen. Unilever wolle sich auf die 30 Kernmarken konzentrieren, die 70 Prozent des Umsatzes einbrächten, hatte Schumacher angekündigt. Sein Vorgänger war dafür kritisiert worden, dass er die Zahl der Marken auf etwa 400 anwachsen ließ, sodass sich das Management nicht genügend auf die Umsatzrenner konzentrieren konnte.

Die ganze Branche ist dabei, ihr Angebot zu straffen. Die britische Reckitt Benckiser hatte am Mittwoch ihr Geschäft mit Babynahrung und andere Marken ins Schaufenster gestellt. Der Konzern will sich stärker auf seine wachstumsstarken Gesundheits- und Hygieneprodukte wie “Nurofen”-Schmerzmittel, “Vanish”-Fleckentferner oder “Durex”-Kondome konzentrieren. Reckitt senkte seine Umsatzprognose und rechnet nun noch mit einem währungsbereinigten Wachstum von einem bis drei Prozent.

(Bericht von Oliver Hirt, Agata Rybska und Yadarisa Shabong. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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