China-Geschäft unter Druck – Mercedes-Gewinn bricht ein

Berlin (Reuters) – Ein schwächelndes China-Geschäft und weniger Verkäufe von Spitzenmodellen machen dem Autobauer Mercedes-Benz zu schaffen.

Konzernchef Ola Källenius sprach am Freitag bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal von einem “herausfordernden Geschäftsumfeld”. Insbesondere in der Volksrepublik stellt sich das Unternehmen auf eine weiter schleppende Nachfrage ein. “Es wäre nicht realistisch zu erwarten, dass von einem Tag auf den anderen im zweiten Halbjahr die Konsumentenstimmung besser wird”, sagte Källenius.

Auch Porsche hatte zuletzt eingeräumt, dass auf dem chinesischen Markt keine rasche Erholung in Sicht ist, und stellt sich auf anhaltenden Gegenwind ein. In der Volksrepublik schwächelt derzeit vor allem die Nachfrage nach Premium-Fahrzeugen, insbesondere nach teuren E-Autos. Källenius sagte, nach der Corona-Pandemie sei die Zuversicht der Kunden noch nicht zurückgekehrt. Dazu komme die anhaltende Krise am Immobilienmarkt, die insbesondere wohlhabende Chinesen trifft – die typischen Kunden der deutschen Premium-Hersteller.

Mercedes bekommt auch zu spüren, dass zuletzt weniger Spitzenmodelle verkauft wurden, die üblicherweise eine deutlich höhere Gewinnmarge mit sich bringen als kleinere Fahrzeuge. Der Anteil am Gesamtabsatz habe im zweiten Quartal mit 14 Prozent um zwei Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau gelegen, sagte Källenius. “Wir gehen davon aus, dass sich der Absatz und der Modellmix in der zweiten Jahreshälfte verbessern werden – unterstützt durch weitere Markteinführungen insbesondere im Top-End-Segment.”

PROGNOSE FÜR MARGE IN AUTOGESCHÄFT ETWAS REDUZIERT

Insgesamt sank der Umsatz bei Mercedes im Frühjahrsquartal um 3,9 Prozent auf 36,7 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis brach um knapp ein Fünftel auf vier Milliarden Euro ein. Davon war besonders das Autogeschäft betroffen: Die bereinigte Rendite in der Sparte lag mit 10,2 Prozent deutlich niedriger als im Vorjahr, erholte sich jedoch etwas gegenüber dem bereits schwachen Jahresauftakt. Ihre Erwartungen für das Gesamtjahr schraubten die Stuttgarter dennoch herunter und rechnen nun mit einer Spanne von zehn bis elf Prozent, bislang waren es zehn bis zwölf Prozent gewesen.

Weil zugleich das kleinere Geschäft mit Vans und Transportern besser laufen soll als bislang angenommen, bekräftigte der Dax-Konzern trotz der Flaute in den ersten sechs Monaten seine Prognose im Großen und Ganzen. Insgesamt soll der Konzernumsatz das Vorjahresniveau von 153 Milliarden Euro erreichen. Das operative Ergebnis erwartet Mercedes “leicht” unter Vorjahr – darunter verstehen die Schwaben einen Rückgang um fünf bis 15 Prozent.

An der Börse gaben die Aktien zunächst nach, drehten dann aber ins Plus. Einige Investoren hätten wohl erwartet, dass Mercedes seinen Ausblick reduziere, und zeigten sich nun erleichtert, dass lediglich die Prognose für die Gewinnspanne im Autogeschäft eingegrenzt worden sei, sagte Stephen Reitman, Analyst bei der Investmentbank Bernstein. “Im Großen und Ganzen hat sich Mercedes erholt, aber der Absatz und der Mix blieben schwach”, schrieben die Citi-Analysten.

(Bericht von Christina Amann, Ilona Wissenbach, Nick Carey, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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