Covestro sieht Fortschritte in Übernahmeverhandlungen mit Adnoc

Frankfurt (Reuters) – Der von Adnoc umworbene Kunststoffkonzern Covestro sieht Fortschritte in den Übernahmeverhandlungen mit dem Ölriesen aus Abu Dhabi.

“Die Gespräche laufen weiterhin sehr konstruktiv. Das ist jetzt in den letzten vier, fünf Wochen noch mal sehr intensiv für das gesamte Unternehmen geworden”, sagte Finanzchef Christian Baier am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview anlässlich der Quartalsbilanz. In den Gesprächen hätten beide Unternehmen “sicherlich gemeinsame Fortschritte gemacht”. Wann genau mit einem Update gerechnet werden könne, sei schwierig zu sagen. “Wir gehen trotzdem davon aus, dass wir relativ kurzfristig dann auch wieder zurückkommen werden mit Ankündigungen, sobald da Fortschritte kommen.”

Covestro hatte Ende Juni erklärt, mit Adnoc in konkrete Verhandlungen einzutreten. Der Ölkonzern hat nach monatelangem Werben eine mögliche Offerte über 62 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, vorbehaltlich der Ergebnisse der Bücherprüfung bei Covestro. Der Dax-Konzern würde damit mit 11,7 Milliarden Euro bewertet. Am Dienstag notierten die Aktien kaum verändert bei gut 54 Euro. Die ehemalige Kunststofftochter von Bayer, die der Pharma- und Agrarkonzern 2015 an die Börse gebracht hatte, wird bereits seit Sommer vergangenen Jahres von Adnoc umgarnt und hatte im September die Aufnahme von ergebnisoffenen Gesprächen bestätigt.

Inmitten der Verhandlungen muss Covestro einen weiteren Ergebnisrückgang verdauen und kappt seine Jahresziele. Der operative Gewinn (Ebitda) sank im zweiten Quartal wegen niedrigerer Verkaufspreise um knapp 17 Prozent auf 320 Millionen Euro. Analysten hatten mit 311 Millionen allerdings weniger erwartet. Der Umsatz fiel trotz höherer Absatzmengen um 0,8 Prozent auf 3,7 Milliarden. Geringere Rohstoffpreise konnten die nachfragebedingt niedrigeren durchschnittlichen Verkaufspreise lediglich teilweise aufwiegen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 72 Millionen Euro nach einem Gewinn von 46 Millionen vor Jahresfrist.

“Das Marktumfeld bleibt sehr herausfordernd”, sagte Covestro-Chef Markus Steilemann. Covestro kappte deshalb seine Jahresziele. Für 2024 erwartet der Konzern nun einen operativen Gewinn zwischen 1,0 und 1,4 Milliarden Euro. Bisher war ein Ergebnis zwischen 1,0 und 1,6 (Vorjahr: 1,1) Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. Der Umsatz dürfte sich auf 14 bis 15 (2023: 14,4) Milliarden Euro belaufen. Im dritten Quartal erwartet das Leverkusener Unternehmen ein Ergebnis zwischen 250 und 350 (Vorjahreszeitraum: 277) Millionen Euro.

Covestro hatte erst Ende Juni ein neues Sparprogramm gestartet, von dem sich der Vorstand bis 2028 weltweit jährliche Einsparungen von 400 Millionen Euro bei den Sach- und Personalkosten erwartet. Der Konzern verlängerte zwar die Beschäftigungssicherung am Standort Deutschland um vier Jahre: Bis Ende 2032 sind die knapp 7000 Beschäftigten hierzulande nun vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Ein Personalabbau ist aber etwa über freiwillige Aufhebungsverträge oder Arbeitszeitreduzierungen geplant. Zur Zahl der davon betroffenen Stellen äußerte sich Baier weiter nicht. Weltweit beschäftigt der Dax-Konzern rund 17.500 Mitarbeitende.

(Bericht von Patricia Weiß. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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