“Glück, Timing und harte Arbeit” – Adidas peilt zehn Prozent Marge an

München (Reuters) – Das Fußball-Fieber in Europa und Lateinamerika sowie Zuwächse im Nordamerika-Geschäft stimmen Adidas-Chef Björn Gulden zuversichtlicher.

“Die Markendynamik und Konsumentenwahrnehmung haben sich schneller verbessert, als wir erwartet hatten”, sagte er am Mittwoch in Herzogenaurach. “Das heißt aber nicht, dass wir nicht noch viel Arbeit vor uns haben.” Die größte Herausforderung auf dem Weg zu einer operativen Umsatzrendite (Ebit-Marge) von zehn Prozent sei es, die Verwaltungskosten zu drücken. Die zehn Prozent seien bis 2026 “machbar”. Adidas hatte bereits Mitte Juli die Gewinnprognose angehoben und erwartet nun für 2024 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von einer Milliarde Euro – doppelt so viel wie zu Jahresbeginn. “Erwarten sie nicht, dass wir das in diesem Jahr noch einmal verdoppeln”, bremste Gulden die Euphorie.

Anders als bei dem in der Krise steckenden Weltmarktführer Nike wächst bei der Nummer zwei auch das Geschäft in den USA. Die Effekte aus dem weggefallenen Geschäft mit der “Yeezy”-Produktlinie des Skandal-Rappers Ye herausgerechnet, stiegen die Umsätze dort im zweiten Quartal um zwei Prozent. “Wir sehen auch im zweiten Halbjahr ein gewisses Wachstum, hinken in den USA aber noch hinter anderen Märkten her”, sagte Gulden. Auch in China wächst Adidas wieder.

RUND UM DIE EM DREI MILLIONEN TRIKOTS VERKAUFT

In Europa schnellten die Umsätze im Quartal um 19 Prozent nach oben, in Lateinamerika sogar um 33 Prozent – jeweils getrieben von den kontinentalen Fußball-Meisterschaften. “Wir werden hart daran arbeiten, weiter zweistellig zu wachsen”, sagte der Vorstandschef. Damit ließen sich die Fixkosten besser verteilen. In den vergangenen drei Monaten lagen die Zuwächse weltweit währungsbereinigt bei elf Prozent. Sowohl Europameister Spanien als auch Copa-America-Sieger Argentinien spielten in Adidas-Trikots. “Wir haben viel mehr Trikots verkauft als gedacht”, sagte Gulden. Allein im Zuge der Europameisterschaft seien es fast drei Millionen gewesen. Das pinke Auswärtstrikot Deutschlands entpuppte sich als Mode-Hit.

Fortschritt meldet Adidas auch beim Abbau der Lagerbestände, die Ende 2022 auf sechs Milliarden Euro angeschwollen waren. Zum Halbjahr 2024 waren es noch 4,5 Milliarden gewesen. Finanzchef Harm Ohlmeyer sagte, der Trend werde in den nächsten Monaten wieder nach oben gehen, weil sich Adidas auf Wachstum vorbereite. Darin stecke durchaus ein Risiko, räumte Gulden ein.

Seine eigene Rolle bei der Wende zum Besseren spielte der Norweger erneut herunter. “Adidas hätte das ohnehin geschafft, auch ohne mich”, sagte er. “Manches ist Glück, manches Timing – und harte Arbeit.”

(Bericht von Alexander Hübner und Christina Amann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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