Paris (Reuters) – Die französische Großbank BNP Paribas will mit der gut fünf Milliarden Euro schweren Übernahme der Vermögensverwaltung von AXA zur Nummer zwei im Fondsgeschäft in Europa aufsteigen.
Europas größte Bank und der zweitgrößte europäische Versicherer bestätigten exklusive Verhandlungen über den Zusammenschluss in einem heftig umkämpften Markt. Beide zusammen kämen auf ein verwaltetes Vermögen von rund 1,5 Billionen Euro und rangierten in Europa nur noch hinter der französischen Amundi, die 2,16 Billionen Euro verwaltet, würden aber Natixis IM überholen. Mit 850 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen ist AXA Investment Managers bisher sogar größer als die Fonds-Sparte von BNP mit knapp 600 Milliarden.
AXA sieht den Verkauf als wichtigen strategischen Schritt – der Versicherer würde sich künftig auf das Kerngeschäft mit Lebens-, Sach-, Kranken- und Unfallversicherungen sowie Sparprodukten konzentrieren. Es gehe darum, “das Geschäftsprofil zu vereinfachen und das Versicherungsgeschäft auszubauen”, sagte AXA-Chef Thomas Buberl. Auch die Investment-Sparte Select soll mit AXA Investment Managers an BNP gehen. BNP Paribas würde den Plänen zufolge für mindestens 15 Jahre große Teile der Kapitalanlagen von AXA über die fusionierte Vermögensverwaltung managen. Der Kaufpreis soll in bar fließen.
Davon sollen auch die AXA-Aktionäre profitieren: Rund 3,8 Milliarden Euro will AXA für Aktienrückkäufe nutzen. Der Rest des Erlöses werde für “organisches und anorganisches Wachstum” ausgegeben, sagte AXA-Vizechef Frederic de Courtois. Kurz vor der Veröffentlichung der Pläne gab AXA die 423 Millionen Euro teure Übernahme des italienischen Versicherers Gruppo Nobis bekannt.
In der Bilanz winkt AXA mit dem Verkauf an BNP Paribas ein Buchgewinn von 2,2 Milliarden Euro. Die Transaktion soll Mitte 2025 abgeschlossen werden. Das kam bei Analysten gut an. RBC erklärte, die Transaktion sei strategisch sinnvoll. Die Deutsche Bank sprach von einer “Win-Win-Situation”.
IN DEUTSCHLAND KONSOLIDIERT VOR ALLEM DIE ALLIANZ
In Deutschland hat die Konsolidierung in der Vermögensverwaltung vor allem unter dem Dach des Versicherers Allianz stattgefunden. In der Allianz Global Investors (AllianzGI) sind sowohl die Fonds-Tochter der früheren Dresdner Bank aufgegangen als auch die Commerzbank-Tochter Cominvest. Weltweit verwaltet die Allianz für Dritte knapp 1,8 Billionen Euro, der Großteil davon steckt aber in der US-Tochter Pimco. Die Deutsche-Bank-Tochter DWS kommt auf 933 Milliarden Euro und hält Ausschau nach Übernahmen, um größer zu werden.
Im ersten Halbjahr lief das Kerngeschäft für AXA besser als gedacht. Die Beitragseinnahmen und sonstigen Erlöse summierten sich auf 59,9 Milliarden Euro, sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das lag etwas über den Schätzungen der Analysten. Der bereinigte Gewinn stieg um vier Prozent auf 4,2 Milliarden Euro, die Solvenzquote lag Ende Juni bei 227 Prozent.
(Bericht von Mathieu Rosemain und Alexander Hübner, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)