Börsen stürzen weltweit ab – Crash in Japan

Frankfurt (Reuters) – Die neu entflammten Rezessionsängste haben den globalen Absturz an den Aktienmärkten zum Wochenstart weiter beschleunigt.

Die Furcht vor einem Einbruch der Weltwirtschaft zwang vor allem den Nikkei-Index in die Knie: Der japanische Leitindex rutschte am Montag um 12,5 Prozent ab und fuhr damit den größten Verlust seit 37 Jahren ein. Auch in Europa und den USA warfen Anleger scharenweise Aktien aus ihren Depots. Dax und EuroStoxx gaben in der Spitze jeweils 3,6 Prozent auf 17.025 beziehungsweise 4474 Punkte nach.

An der Wall Street nahm vor allem der Ausverkauf bei Tech-Werten am Montag Fahrt auf. Der Nasdaq-Index büßte zum Handelsauftakt mehr als sechs Prozent ein. “Jüngst schwache Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten erhärten nun den Verdacht eines anstehenden Einbruchs der US-Ökonomie”, kommentierte Salah Bouhmidi, Marktexperte beim Onlinebroker IG Europe. Die Angst vor einer Rezession lasse Anleger an den Finanzmärkten mitunter panisch reagieren.

NIKKEI IM FREIEN FALL

“Es ist nicht möglich, dass der Nikkei so stark fällt wie seit 40 Jahren nicht, ohne dass dies Auswirkungen auf den europäischen Märkten hat”, kommentierte Chris Beauchamp, Analyst bei der IG Group. “Man mag das Wort Crash an der Börse ungern in den Mund nehmen, aber an diesem heutigen Montagmorgen fühlt es sich ganz danach an”, sagte auch Börsenstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets mit Blick auf den Kurseinbruch in Japan. “Vor diesem Hintergrund kann man beim Minus des Deutschen Aktienindex fast schon von Stabilität sprechen.”

Ein überraschend schwacher Beschäftigungsbericht in den USA hatte vergangene Woche die Sorgen über den Zustand der US-Wirtschaft erneut hochkochen lassen. Zudem ließ eine Serie schwacher Konjunkturdaten rund um den Globus Investoren einen weiten Bogen um Risikotitel machen. Anleger fürchteten, dass die hohen Zinsen dies- und jenseits des Atlantiks doch zu einer Rezession in den USA und anderen wichtigen Volkswirtschaften führen könnten. Auf die Stimmung drückten auch negativ aufgenommene Finanzberichte von US-Konzernen wie Amazon und Intel.

WIRTSCHAFTSDATEN UND FED IM FOKUS

Für etwas Erleichterung sorgte unterdessen der US-Dienstleistungssektor, der sich im Juli von einem Vier-Jahres-Tief erholte. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management für den US-Dienstleistungssektor zog auf 51,4 von zuvor 48,8 im Juni an und damit stärker als erwartet. Ein Wert über 50 signalisiert Wachstum im Dienstleistungssektor. An der Wall Street grenzten die US-Indizes ihre Verluste nach den Zahlen ein.

Unterdessen versuchte auch die US-Notenbank Federal Reserve die Märkte angesichts der wachsenden Rezessionssorgen von Investoren zu beruhigen. Es gebe zwar eine gewisse Schwäche am Arbeitsmarkt, auf die die Zentralbank ein Auge haben müsse, sagte der Chef des Notenbankbezirks Chicago, Austan Goolsbee, am Montag dem Sender CNBC. Doch sehe es noch nicht nach einer Rezession aus. Zugleich müssten die Währungshüter auf die Konjunkturentwicklung achten, um nicht eine zu straffe geldpolitische Linie zu fahren.

BITCOIN MIT PREISEINBRUCH

Unter die Räder gerieten auch Kryptowährungen. Die umsatzstärkste Cyber-Devise, der Bitcoin, brach zeitweise um mehr als 20 Prozent auf bis zu 49.578 Dollar ein. Andere Digitalwährungen wie Ethereum und Ripple verloren ebenfalls in der Spitze mehr als 20 Prozent. “Alles, was mit Risiko zu tun hat, wird in solchen Momenten gemieden”, konstatierte Experte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.

Die Konjunktursorgen veranlassen derzeit viele Investoren an den Terminmärkten dazu, auf eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed um einen halben Prozentpunkt zu setzen. Noch vor einem Monat gingen nahezu alle Marktteilnehmer maximal von einem viertel Prozentpunkt aus. “Und eigentlich wäre die bevorstehende Zinswende Grund für gute Laune bei den Anlegern gewesen. Doch die Sorge über eine Konjunkturabkühlung wiegt derzeit wohl schwerer”, kommentierte Christian Henke, Analyst vom Broker IG. Die Erwartung einer kräftigeren Zinssenkung als geldpolitische Rettungsaktion für die Wirtschaft drückte den Dollar-Index um bis zu ein Prozent ins Minus auf 102,16 Punkte.

(Bericht von Stefanie Geiger und Zuzanna Szymanska, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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