Infineon engt Umsatzziel ein – Tausende Jobs fallen weg

Frankfurt (Reuters) – Die trüben Aussichten für die Technologiebranche machen Infineon zu schaffen.

Der deutsche Halbleiter-Hersteller passte am Montag zum dritten Mal binnen weniger Monate seine Umsatzziele an und stellt nun mehrere Tausend Stellen auf den Prüfstand. “Die Erholung in unseren Zielmärkten schreitet nur langsam voran”, sagte Konzernchef Jochen Hanebeck bei der Vorlage der Geschäftszahlen. “Angesichts der anhaltend schwachen gesamtwirtschaftlichen Dynamik überlagern die Bestände an vielen Stellen die Endnachfrage.”

Aus diesem Grund erwartet Hanebeck für das Geschäftsjahr 2023/2024 nur noch einen Umsatz von etwa 15 Milliarden Euro. Zuvor hatte er dieses Ziel zweimal auf zuletzt 15,1 Milliarden Euro plus/minus 400 Millionen Euro gesenkt. Die Prognose für die Segmentergebnis-Marge beließ er unverändert bei 20 Prozent. Im Rahmen des bereits angekündigten Sparprogramms “Step-Up” gab der Firmenchef den Abbau von 1400 der insgesamt etwa 58.600 Stellen bekannt. Die bereits angekündigte Streichung von mehreren Hundert Jobs im Werk Regensburg sei dabei eingerechnet. Weitere 1400 Arbeitsplätze würden in Länder mit geringeren Lohnkosten verlagert. “Für Deutschland schließen wir betriebsbedingte Kündigungen aus.”

UMSATZ UND MARGE GESUNKEN – AKTIE DENNOCH IM AUFWIND

Im abgelaufenen Quartal fielen die Erlöse weiteren Angaben zufolge im Jahresvergleich um neun Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Dies sei etwas weniger als erwartet, weil sich die Auslieferung einiger Aufträge in das aktuelle Quartal verschoben habe, erläuterte Firmenchef Hanebeck in einer Telefonkonferenz. Die Segmentergebnis-Marge verringerte sich auf 19,8 von 26,1 Prozent.

Die Talsohle des aktuellen Branchenzyklus scheine aber erreicht, betonte Hanebeck. In einigen Bereichen sei bereits eine Erholung zu beobachten. “Wenn wir über die derzeitige Übergangsphase hinaus blicken, sehen wir unvermindert strukturelle Wachstumschancen für Infineon.” Diese lägen in der wachsenden Verbreitung von Elektroautos und Ökostrom-Anlagen sowie dem steigenden Bedarf für Energiemanagement in KI-Rechenzentren. Für das Abschlussquartal des Geschäftsjahres 2023/2024 prognostizierte er einen Umsatz von vier Milliarden Euro, ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum abgelaufenen Vierteljahr. Die Segmentergebnis-Marge werde voraussichtlich bei 20 Prozent liegen.

An der Börse rutschten Infineon-Aktien zunächst um bis zu sechs Prozent ab, erholten sich dann allerdings und notierten später leicht im Plus. Das Segmentergebnis für das abgelaufene Quartal habe mit 734 Millionen Euro über seinen Erwartungen gelegen, kommentierte Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Jefferies. Positiv sei außerdem, dass für das laufende Vierteljahr in sämtlichen Geschäftsbereichen ein Wachstum im Vergleich zum vergangenen Quartal in Aussicht gestellt werde. Sein Kollege Dirk Schlamp von der DZ Bank äußerte sich erleichtert, dass größere negative Überraschungen ausgeblieben seien.

TECHBRANCHE STÜRZT BÖRSEN IN TURBULENZEN

In der laufenden Berichtssaison hatten mehrere Technologie-Konzerne enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt. So kündigte der Chip-Konzern Intel nach einem Gewinneinbruch milliardenschwere Einsparungen und Massen-Entlassungen an. Zuvor hatte Infineon-Rivale STMicro wegen einer anhaltend schwachen Nachfrage der Autobauer seine Gesamtjahresziele heruntergeschraubt.

Gepaart mit wachsenden Rezessionsängsten sorgte dies für einen Ausverkauf an den Börsen. In Tokio verbuchte der Nikkei mit einem Minus von 12,5 Prozent seinen größten Tagesverlust seit 37 Jahren. In Europa fiel der Index für die Technologiebranche zeitweise um mehr als fünf Prozent auf ein Sieben-Monats-Tief von 730,17 Punkten.

(Bericht von Hakan Ersen. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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