Fraport erwartet weniger Passagierzuwachs – Lufthansa bremst

Frankfurt (Reuters) – Streiks, Unwetter, Klimaschutzproteste – der Frankfurter Flughafen hat in diesem Jahr mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen.

Neben der aktuellen Schwäche des Hauptkunden Lufthansa belastete ein globaler IT-Ausfall im Juli durch ein Problem bei der Softwarefirma Crowdstrike den Betrieb am größten deutschen Airport. Hinzu gesellte sich ein Siebenschläfer, der mit einem Biss ins Kabel für einen Stromausfall am Montagabend sorgte. Wie der Flughafenbetreiber Fraport am Dienstag mitteilte, sieht er die Passagierzahl für das Gesamtjahr eher in der unteren Hälfte der prognostizierten Spanne von 61 bis 65 Millionen Reisenden nach gut 59 Millionen im Jahr 2023. Im kommenden Jahr sei ein weiteres moderates Wachstum zu erwarten, gab Finanzchef Matthias Zieschang einen ersten Ausblick auf 2025.

Allein im ersten Halbjahr waren rund 600.000 Passagiere von Flugausfällen durch schlechtes Wetter oder Arbeitskampf betroffen. Fraport-Chef Stefan Schulte sieht einen weiteren Grund für das zuletzt geringere Plus der Passagierzahlen im zweiten Quartal: “Bremsend wirken insbesondere die in Deutschland hohen regulierten Standortkosten.” So stiegen die Luftverkehrssteuer und die Gebühren der Flugsicherung. Fraport drehte selbst an der Preisschraube und hob nach gestiegenen Kosten, unter anderem für das Personal, in diesem Jahr das Flughafenentgelt um 9,5 Prozent an.

WACHSTUM IM AUSLAND

Der im MDax notierte Konzern steigerte trotzdem den Gewinn am Airport Frankfurt wie auch an seinen zahlreichen Auslandsflughäfen. “Die größten Wachstumsimpulse im Konzern stammen aus unserem internationalen Geschäft”, ergänzte Schulte. Denn die Passagierzahlen in Griechenland, dem türkischen Antalya oder der peruanischen Hauptstadt Lima liegen schon über 100 Prozent des Niveaus vor Ausbruch der Corona-Krise 2019, während Frankfurt im bisherigen Jahresverlauf bei 87 Prozent liegt und damit anderen großen Airports in Europa hinterherhinkt. Die Fluggastzahl legte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur noch um 4,5 Prozent zu nach mehr als zehn Prozent zum Jahresauftakt.

Bei der Lufthansa, mit fast zwei Dritteln des Volumens der größte Kunde, dämpften Lieferengpässe bei neuen Boeing-Flugzeugen sowie zusätzliche Wartungen des Airbus A320 das Verkehrswachstum. Der Lufthansa fehlen zudem Geschäftskunden im Herbst, sodass sie den Winterflugplan ausdünnt. Die Airline habe ihre Kapazitätsplanung gesenkt, sagte Zieschang. Da das Angebot damit knapp sei, müsse Fraport für mehr Umsatz und Gewinn an seinem Hauptstandort die Entgelte 2025 erneut erhöhen.

Zieschang kündigte an, dass Fraport ab 2025 von den Airlines eine Erhöhung um mehr als fünf Prozent verlangen werde, aber weniger als die diesjährigen 9,5 Prozent. Die Lufthansa und andere Fluggesellschaften könnten die höheren Entgelte nicht mehr so einfach über die Ticketpreise an die Kunden weitergeben. “Die Bereitschaft, einfach zu unterschreiben, was wir sehen wollen, ist geringer als letztes Jahr.” Mit nur 15 Euro im Schnitt fielen die Kosten bei Ticketpreisen von 800 Euro in Europa oder mehr als 3000 Euro in der Business Class kaum ins Gewicht. Fraport könne das Angebot nicht über die Entgelte steuern.

Im abgelaufenen Quartal steigerte Fraport den Umsatz um 10,6 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn kletterte um knapp zehn Prozent auf 354,5 Millionen Euro. Der Nettogewinn sprang um 26 Prozent auf 148 Millionen Euro. Operativ schnitt der Flughafenbetreiber damit besser ab als Analysten erwartet hatten. Sie zeigten sich auch nicht überrascht davon, dass Fraport beim Betriebsgewinn jetzt die Mitte der angepeilten Bandbreite zwischen 1,26 und 1,36 Milliarden Euro für realistisch hält. Von den Klimaschutz-Aktivisten, die Ende Juli einige Stunden den Flugbetrieb lahmlegten, will Fraport eine Million Euro Schaden einklagen.

(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

tagreuters.com2024binary_LYNXMPEK7504Z-VIEWIMAGE

Close Bitnami banner
Bitnami