Frankfurt (Reuters) – Die Commerzbank hat im zweiten Quartal unter anderem wegen Sonderbelastungen in Polen und Russland und gesunkener Zinseinnahmen weniger verdient.
Da das Institut aber mit viel Schwung ins Jahr gestartet war, sieht es sich nach den ersten sechs Monaten dennoch auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Zudem will die Bank ihre Aktionäre mit einem weiteren Aktienrückkauf bei der Stange halten, wie sie am Mittwoch mitteilte.
Konzernchef Manfred Knof zeigte sich trotz des Gewinnrückgangs im Quartal positiv. “Das erste Halbjahr war unser bestes seit 15 Jahren.” Die strategischen Schritte bei der Commerzbank zahlten sich aus. Unternehmen hätten vermehrt Kredite nachgefragt und Privatkunden seien bei Wertpapieren aktiver gewesen. “Das sind gute Nachrichten für die Commerzbank.” Die Ertragskraft nehme zu. Knof, der das Institut seit 2021 führt, hatte der Bank einen umfassenden Umbau verordnet – inklusive Stellenabbau.
Der Gewinn sank im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um 4,8 Prozent auf 538 Millionen Euro, was im Rahmen der Analystenerwartungen lag. Die Erträge legten um 1,5 Prozent auf 2,67 Milliarden Euro zu. Allerdings sank der Zinsüberschuss im Zuge der Kurswende der Europäischen Zentralbank (EZB) um 2,4 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro. Die EZB hatte im Juni erstmals seit 2019 die Leitzinsen gesenkt.
An der Börse kamen die Zahlen nicht gut an. Die Commerzbank-Aktien büßten im Dax zeitweise fünf Prozent ein. Die Analysten von JP Morgan wiesen darauf hin, dass die Risikovorsorge höher als erwartet ausgefallen sei. Ein Händler sagte, die Risikovorsorge werde für alle deutschen Banken ein Thema sein.
Die Risikovorsorge für Kreditausfälle lag im zweiten Quartal bei 199 Millionen Euro nach 208 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Provisionsüberschuss nahm im zweiten Quartal um 4,5 Prozent auf 879 Millionen Euro zu. Im Firmenkundengeschäft baute die Bank ihre Erträge um rund sechs Prozent auf 1,2 Milliarden Euro aus. Die Nachfrage nach Investitionskrediten habe wieder zugenommen, nachdem die Konjunkturflaute in den vergangenen Quartalen noch gebremst habe. Einige Unternehmen gingen wieder in die Offensive, sagte Knof. Das sei ein Lichtblick. Für die deutsche Wirtschaft erwartet der Bankchef dieses Jahr aber nur ein Nullwachstum. “Es bleibt abzuwarten, wie stark der danach erwartete Aufschwung ausfallen wird,” sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
“Die sehr gute Geschäftsentwicklung und die komfortable Kernkapitalquote bestärken uns in dem Vorhaben, stetig mehr Kapital an unsere Aktionärinnen und Aktionäre zurückzugeben”, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp. Daher habe die Bank die erste Tranche eines dritten Aktienrückkaufs in Höhe von 600 Millionen Euro bei den Aufsichtsbehörden beantragt. Der Antrag für eine weitere Tranche soll auf Grundlage der Ergebnisse des dritten Quartals gestellt werden.
GEWINNANSTIEG IM GESAMTJAHR GEPLANT
Für das Gesamtjahr 2024 peilt die Commerzbank weiter einen Konzerngewinn über dem Vorjahr an. Der Ausblick hänge von den Belastungen in Russland und Polen ab, erklärte das Institut. Ein Gericht in Russland hatte unlängst Vermögenswerte der Bank im Wert von rund 95 Millionen Euro einem russischen Unternehmen als Schadenersatz zugesprochen. Zudem ist die Commerzbank in Polen weiterhin mit Rechtsstreitigleiten in Folge älterer Frankenkredite konfrontiert.
Beim Provisionsüberschuss peilt die Commerzbank 2024 weiterhin einen Anstieg von rund vier Prozent an. Der Zinsüberschuss soll bei rund 8,1 Milliarden Euro liegen, wobei Aufwärtspotenzial bestehe. Die Bank kam im zweiten Quartal auf eine Aufwand-Ertragsquote von 60 Prozent. Auch für das Gesamtjahr werden rund 60 Prozent angestrebt.
(Bericht von Frank Siebelt, Tom Sims, redigiert von Myria Mildenberger.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)
