Frankfurt (Reuters) – Das Biotechunternehmen Evotec ist im ersten Halbjahr wegen hoher Kosten in die roten Zahlen gerutscht und steht vor einem deutlichen Stellenabbau.
Von Januar bis Juni fiel ein bereinigter operativer Verlust (Ebitda) von 0,5 Millionen Euro nach einem Gewinn von 33,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum an, wie die Hamburger Gesellschaft am Mittwoch mitteilte. Evotec führte das auf hohe Fixkosten im Segment der geteilten Forschung und Entwicklung sowie für den Bau einer neuer Biologika-Anlage in Toulouse zurück. “Wir bewegen uns in einem schwierigeren Marktumfeld, vor allem bedingt durch die Verlangsamung der Ausgaben für frühe Phasen der Forschung und Entwicklung”, erklärte der neue Vorstandschef Christian Wojczewski. Er zieht nun den Abbau von weltweit etwa 400 Stellen in Betracht. Ende Juni zählte Evotec 5022 Mitarbeitende.
Der ehemalige Linde-Manager übernahm zum 1. Juli das Ruder bei Evotec in unruhigen Zeiten, nachdem das Unternehmen vorübergehend vom ehemaligen Vorstand für das operative Geschäft, Mario Polywka, geführt worden war. Der langjährige Vorstandschef Werner Lanthaler hatte zu Jahresbeginn seinen Rückzug erklärt. Er hatte millionenschwere Geschäfte mit Evotec-Aktien erst mit bis zu drei Jahren Verspätung gemeldet und sich diese nicht vorab genehmigen lassen.
Wojczewski will Evotec nun mit Einsparungen wieder auf Kurs bringen. Die Chemie-Aktivitäten in Marcy bei Lyon wurden eingestellt, zudem steigt das Unternehmen aus der Gentherapie aus und schließt deshalb seinen Standort im österreichischen Orth mit rund 40 Beschäftigten. Bis 2025 strebt Wojczewski jährliche Einsparungen von mindestens 40 Millionen Euro an. Die Jahresziele von Evotec hatte er schon in der vergangenen Woche drastisch gesenkt, was zu einem Kurseinbruch von knapp 40 Prozent geführt hatte. Der für Oktober geplante Kapitalmarktag wurde verschoben.
(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)