Gewinnsprung bei TUI – Buchungen legen nach FTI-Pleite zu

Frankfurt (Reuters) – Der Reisekonzern TUI hat den operativen Gewinn im vergangenen Quartal dank der hohen Nachfrage kräftig gesteigert.

Von April bis Juni wuchs der bereinigte Vorsteuergewinn (Ebit) um 37 Prozent auf 232 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das sei zum achten Mal in Folge ein zweistelliges Quartalswachstum, erklärte Vorstandschef Sebastian Ebel. “Wir wachsen profitabel. Damit liefern wir, was wir angekündigt haben.”

TUI profitierte von der Pleite des drittgrößten deutschen Anbieters FTI im Juni. In Deutschland stiegen die Buchungen für das Sommerprogramm, das TUI nach dem Ausscheiden von FTI stark ausbaute, um zehn Prozent. Auf dem zweiten großen Markt Großbritannien waren es nur fünf Prozent. Deutschlandchef Stefan Baumert hatte geschätzt, dass der Wegfall von FTI 450.000 mehr Gäste für TUI im Gesamtjahr bedeutet, ein Plus von 7,5 Prozent bei erwarteten sechs Millionen Kunden. Die Hannoveraner, bislang stärker auf eine zahlungskräftige Kundschaft und Vier- oder Fünf-Sterne Unterkünfte ausgerichtet, wachsen damit im Segment der günstigen Pauschalreisen.

Die Buchungen im laufenden Sommerquartal, in dem der Reiseveranstalter den höchsten Gewinn einfährt, liegen sechs Prozent über Vorjahr – bei drei Prozent höheren Preisen. “Wir sehen ein starkes Momentum im Sommer und auch im Winter eine gute Buchungsentwicklung”, sagte Ebel. Positive Anzeichen gebe es auch für den Sommer 2025, auch wenn das verkaufte Volumen hier noch klein sei.

Der Konzernumsatz stieg in TUIs drittem Geschäftsquartal um zehn Prozent auf 5,8 Milliarden Euro. Ebel bestätigte die Jahresprognose von mindestens zehn Prozent Umsatzwachstum und ein um mindestens 25 Prozent höheres Betriebsergebnis. Die Betonung liege auf mindestens, erklärte TUI-Chef Ebel. Auch das Mittelfristziel von sieben bis zehn Prozent Ergebniswachstum im Jahr steht. Die im MDax notierte TUI-Aktie legte um knapp drei Prozent zu.

MALLORCA AN DER GRENZE

Die anhaltenden Proteste gegen Massentourismus auf Mallorca oder in Barcelona haben bislang keine Auswirkungen auf die Nachfrage nach den beliebten Reisezielen. “Es ist nicht zu erkennen, dass das zu einer Dämpfung führt, dass weniger Menschen nach Mallorca reisen”, sagte der TUI-Chef. Er sieht das Geschäftsmodell des Pauschaltourismus dadurch nicht gefährdet, da die Kritik auch auf andere Angebote wie das Nutzen privaten Wohnraums für Urlauber über Airbnb ziele. TUI habe bewusst Reiseziele wie die Kap Verden oder in Ägypten ausgebaut, weil Mallorca bei den verkraftbaren Gästezahlen an Grenzen stößt. “Uns war klar, dass wir nicht nochmal eine Millionen mehr Menschen nach Mallorca oder auf die Kanaren bringen können”, sagte Ebel.

Ende Juli gingen in Mallorca rund 10.000 Menschen in der Hauptstadt Palma de Mallorca auf die Straße, um gegen Wohnraummangel, hohe Mieten und Lebenshaltungskosten zu protestieren. Doch auch überfüllte Strände und die Belastung für die öffentliche Versorung sind Steine des Anstoßes. Im vergangenen Jahr besuchten 14,4 Millionen Reisende die Balearischen Inseln, fast die Hälfte der Wirtschaftsleistung hängt am Tourismus. “Tourists go home” hieß es auch in Barcelona, wo Demonstranten Urlauber mit Wasserpistolen attackierten.

Spanien steuert auf einen neuen Rekord in diesem Jahr zu nach einem Gästeplus von 13 Prozent auf 42,5 Millionen im ersten Halbjahr. Im Gesamtjahr könnte der Höchststand von 85 Millionen Touristen des vergangenen Jahres übertroffen werden. Die Übernachtungszahl in Ferienwohnungen stieg in den ersten sechs Monaten um 30 Prozent, die von Hotels nur um elf Prozent. Spanien ist nach Frankreich weltweit das beliebteste Reiseziel

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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