US-Daten geben Börsen Schub – Rezessionsangst schwindet

Frankfurt (Reuters) – Die überraschend gute Kauflaune der US-Verbraucher und ermutigende Arbeitsmarktdaten haben den Aktienbörsen am Donnerstag Auftrieb gegeben.

Dax und EuroStoxx50 stiegen um jeweils mehr als ein Prozent auf 18.123 beziehungsweise 4791 Punkte. Die Terminkontrakte auf die US-Indizes deuteten auf eine freundliche Eröffnung der Wall Street hin.

Da sich gleichzeitig aber die Wahrscheinlichkeit einer drastischen Zinssenkung der US-Notenbank Fed im September verringerte, gerieten Anleihen und der Euro unter Druck. Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 1,0952 Dollar. Die Verkäufe am Anleihemarkt trieben die Rendite der zehnjährigen US-Bonds auf 3,940 Prozent. Diesem Trend konnten sich ihre deutschen Pendants nicht entziehen und rentierten bei 2,247 Prozent.

Die US-Einzelhandelsumsätze stiegen den Angaben zufolge im Juli um ein Prozent, rund dreimal so stark wie erwartet. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Außerdem ging die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend zurück. Daher taxieren Anleger die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der Fed im September um einen halben Prozentpunkt nur noch auf knapp 25 Prozent. In den vergangenen Tagen hatten sie sie bei 50 Prozent gesehen.

ÖL UND KUPFER PROFITIEREN EBENFALLS VON ZINSFANTASIEN

Die Rohstoffmärkte erhielten von den US-Daten ebenfalls Rückenwind. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um ein knappes Prozent auf 80,36 Dollar je Barrel (159 Liter). Gleichzeitig bereiteten Börsianern die anhaltenden Kämpfe im Nahen Osten Sorgen. “Es ist immer noch unklar, ob und wie Iran gegen Israel zurückschlagen wird”, schrieben die Analysten der ING Bank. Wegen der gezielten Tötung von Spitzenfunktionären der radikal-islamischen Hamas und der libanesischen Hisbollah hatte die Islamische Republik Vergeltung angedroht.

Am Kupfer-Markt spielten neben den US-Daten auch Hoffnungen auf neue Hilfsprogramme der chinesischen Regierung zur Ankurbelung der Konjunktur eine Rolle. Dadurch verteuerte sich das Industriemetall um 1,4 Prozent auf 9090 Dollar je Tonne. Genährt wurden diese Spekulationen vom enttäuschenden Wachstum der Industrieproduktion im Juli. China verbraucht etwa die Hälfte des weltweit geförderten Kupfers.

MISTER SPEX AUF TALFAHRT – BAVARIAN NORDIC GEFRAGT

Bei den deutschen Aktienwerten rutschten die Titel von Mister Spex gegen den Trend um bis zu 8,4 Prozent ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit etwa zwei Monaten zu. Der Brillenhändler warnte nach enttäuschenden Halbjahresergebnissen vor einem möglichen operativen Verlust im Gesamtjahr.

In Kopenhagen gewannen die Titel von Bavarian Nordic zeitweise 17 Prozent und waren mit 261 Kronen so teuer wie zuletzt vor knapp zwei Jahren. Wegen der Viruserkrankung Mpox, gegen die der Pharmakonzern einen Impfstoff anbietet, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO den weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. Bis zum Jahresende könnten bis zu drei Millionen Dosen des Vakzins geordert werden, prognostizierte Analyst Peter Welford von der Investmentbank Jefferies. Aufträge für weitere zehn Millionen Dosen erwarte er für 2025. Dieser Wert könnte sogar noch steigen, falls Länder Notfall-Vorräte anlegen wollten.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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