Votum für Streik bei Lufthansa-Tochter Discover

Frankfurt (Reuters) – Beim Lufthansa-Ferienflieger Discover Airlines rückt ein Streik des Flugpersonals zum Ende der Sommersaison näher.

Mit großen Mehrheiten in den parallelen Urabstimmungen für einen Arbeitskampf sehen sich die Gewerkschaften der Flugbegleiter UFO und der Piloten Vereinigung Cockpit (VC) darin bestärkt, den erstmaligen Abschluss von Tarifverträgen durchzusetzen. “Unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen sind ab sofort jederzeit möglich”, ergänzte die VC am Mittwoch. Der Termin sei noch offen. Die beiden Gewerkschaften hatten sich verbündet, nachdem die Airline überraschend einen Abschluss mit der konkurrierenden Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vorgezogen hatte.

Discover, die mit einer Flotte von 27 Flugzeugen Europa- und Langstreckenflüge von Frankfurt und München aus anbietet, erklärte, sie nehme das Ergebnis zur Kenntnis. Bei einer ersten Streikwelle von VC und UFO Anfang des Jahres konnte Discover mit Unterstützung aus dem Lufthansa-Netzwerk die Folgen für die Kunden in Grenzen halten. Vergangene Woche hatte die Airline betont, sie wolle das mit Verdi erzielte Tarifwerk umsetzen.

“UNDEMOKRATISCHE MACHTSPIELE”

In der seit vergangener Woche laufenden Abstimmung votierten fast 92 Prozent der befragten Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sowie 81 Prozent des befragten Cockpit-Personals mit Ja. Es habe eine große Beteiligung der Mitglieder gegeben, erklärten VC und UFO. Nach früheren Angaben sollen rund 1000 der insgesamt 1900 Beschäftigten bei den beiden Fachgewerkschaften organisiert sein. Verdi kam nach ihrer Auffassung nur auf des Arbeitgebers Gnade zum Zug, obwohl die DGB-Gewerkschaft weniger Mitglieder und Sachverstand für die Belange der Mitarbeitenden habe. Verdi wies das zurück und warf der VC und UFO vor, es gehe ihnen nur um den Erhalt ihres Einflusses im Lufthansa-Konzern und nicht um die Interessen der Beschäftigten.

VC und UFO hatten zuvor lange mit dem Discover-Management verhandelt und bereits zu Jahresbeginn gestreikt. Dass die fast fertigen Verträge verworfen wurden, ist nach Vermutung der Gewerkschaften eine Strategie des Lufthansa-Konzerns, die Fachgewerkschaften zu schwächen, um Personalkosten zu senken.

Das Kabinenpersonal wolle dem Arbeitgeber zeigen, dass noch immer die Mitarbeitenden entscheiden wollten, wer ihre Tarifverträge verhandeln soll und dass dies nicht “in Hinterzimmern der Arbeitgeberseite nach deren Sympathien geschehen darf”, erklärte UFO-Chef Joachim Vázquez Bürger. Das seien undemokratische Machtspiele. “Wir appellieren an die Arbeitgeberseite, ihren Weg noch einmal zu überdenken.” UFO habe die besseren Forderungen als Verdi. Ähnlich äußerte sich VC-Tarifchef Marcel Gröls. “Die Mitglieder der Vereinigung Cockpit haben mit deutlicher Mehrheit entschieden, dass Sie es nicht hinnehmen werden, dass die Arbeitgeberseite über ihre Köpfe hinweg Tarifverträge mit einer ihr genehmen Gewerkschaft abschließt.”

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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