Madrid (Reuters) – Die spanische Regierung blockiert den Verkauf des Zugherstellers Talgo nach Ungarn.
Das Kabinett machte am Dienstag in seinem Veto gegen die 619 Millionen Euro schwere Offerte des teilstaatlichen Konsortiums Ganz-MaVag für Talgo “Gefahren für die nationale Sicherheit und die öffentliche Ordnung” geltend, wie das Wirtschaftsministerium in Madrid bestätigte. Zu dem Konsortium um den ungarischen Zughersteller MaVag (Magyar Vagon) gehört auch der Staatsfonds Corvinus. Medienberichten zufolge hat die Regierung in Madrid Bedenken wegen der Nähe von Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orban zu Russland.
Ein Talgo-Sprecher sagte, das Unternehmen warte nun auf die nächsten Schritte von Ganz-MaVag, werde aber seine eigenen Schlüsse ziehen. Ganz-MaVag und Talgo-Großaktionär Trilantic waren für Stellungnahmen zunächst nicht zu erreichen. Der Finanzinvestor hält rund 40 Prozent an Talgo.
Verkehrsminister Oscar Puente hatte bereits klargemacht, dass die Regierung “ihr Möglichstes” tun werde, um die Übernahme zu verhindern. Sie hatte mehrfach die strategische Bedeutung von Talgo betont, weil der Konzern Zugang zu sensiblen Informationen über das Eisenbahnnetz des Landes habe, was auch die nationale Sicherheit berühre. Die Aktien von Talgo stürzten an der Börse in Madrid um bis zu zehn Prozent ab.
Talgo sitzt auf einem Auftragsbestand von mehr als vier Milliarden Euro, hat aber Kapazitätsprobleme, ihn abzuarbeiten. Die Deutsche Bahn hatte Talgo im vergangenen Jahr den größten Auftrag seiner Geschichte erteilt: Die Spanier sollen für 1,4 Milliarden Euro weitere 56 “ICE L”-Züge für den Fernverkehr liefern.
Ganz-Mavag hatte sein offizielles Übernahmeangebot für Talgo bereits im März eingereicht. Seither schossen in den spanischen Medien Spekulationen um Alternativen ins Kraut. Der tschechische Konkurrent Skoda Transportation hatte zunächst Interesse an einem Zusammengehen signalisiert, Ende Juli aber klargestellt, dass er kein Übernahmeangebot für Talgo plane. Im März hatte es in Medienberichten geheißen, Trilantic erwäge einen Verkauf seiner Anteile an den Schweizer Rivalen Stadler Rail, der in Valencia Lokomotiven baut. Auch der spanische Fonds Criteria galt als interessiert.
Skoda Transportation gehört zur Holding PPF Group, hinter der die Witwe des vor drei Jahren ums Leben gekommenen Milliardärs Petr Kellner steht. Mit dem gleichnamigen Autobauer Skoda, der zum Volkswagen-Konzern gehört, hat das Unternehmen nur die Wurzeln gemeinsam.
(Bericht von Inti Landauro, Belen Carreno und Emma Pinedo, Matteo Allievi in Danzig und Boldiszar Györi in Budapest; Geschrieben von Alexander Hübner redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)