Bund will sich nach 16 Jahren von Commerzbank-Anteil trennen

Frankfurt (Reuters) – Rund 16 Jahre nach der Finanzkrise will sich der Staat von seiner Beteiligung an der Commerzbank trennen.

Der Bund werde seinen Anteil von noch 16,49 Prozent an dem erfolgreich stabilisierten Institut sukzessive reduzieren, teilte Florian Toncar, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Vorsitzender des zuständigen Lenkungsausschusses, am Dienstag mit. Der Verkauf des Aktienpakets werde “transparent, diskriminierungsfrei und marktschonend erfolgen”. Das genaue Verfahren, das Volumen und auch der Zeitpunkt würden mit Blick auf das Marktumfeld noch festgelegt, erläuterte eine Sprecherin der Finanzagentur, die Kapitalmarktgeschäfte des Bundes tätigt und den Verkauf organisiert.

Der Staat hatte der Commerzbank in der Finanzkrise 2008 und 2009 unter die Arme gegriffen und mit Kapitalhilfen von insgesamt 18,20 Milliarden Euro gerettet. Davon seien bisher 13,15 Milliarden Euro zurückgeführt worden. Das verbliebene Aktienpaket ist zum Schlusskurs der Commerzbank-Aktien von 13,09 Euro rund 2,6 Milliarden Euro wert. Insgesamt dürfte die Rettung der Commerzbank für den Bund damit zum Verlustgeschäft werden. Der angespannten Haushaltslage hilft der Verkaufserlös nicht – er fließt an den Bankenrettungsfonds Soffin.

HÖCHSTER GEWINN SEIT 15 JAHREN

Mit der Rettung der Commerzbank in der Finanzmarktkrise sei ein Dominoeffekt mit unvorhersehbaren gesamtwirtschaftlichen Folgen verhindert worden, erläuterte Finanzagentur-Chefin Eva Grunwald. Die wirtschaftliche Situation der Bank habe sich seit 2021 stetig verbessert. “Auf diese erfreuliche Entwicklung reagiert der Bund folgerichtig mit der Verringerung seines Anteils an der Commerzbank und dem Beginn des Ausstiegs.”

Das Frankfurter Kreditinstitut hat sich schon länger aus den roten Zahlen befreit und im vergangenen Jahr mit 2,2 Milliarden Euro den höchsten Gewinn seit 15 Jahren ausgewiesen. Bis 2027 soll das Nettoergebnis auf rund 3,4 Milliarden Euro klettern. Vorstandschef Manfred Knof, seit 2021 an der Spitze von Deutschlands zweitgrößter börsennotierter Bank, hat dem Geldhaus eine tiefgreifende Transformation verordnet. Stellen wurden abgebaut und das Filialnetz zusammengestrichen. Damit arbeitet die Bank nun deutlich profitabler.

Im Januar hatte die Bundesregierung angekündigt, sich vermehrt von Firmenbeteiligungen zu trennen und im weiteren Jahresverlauf schon einen Teil seiner Beteiligung an der Post und an der Deutschen Telekom zu Geld gemacht.

(Bericht von Sabine Wollrab, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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