Berlin (Reuters) – Die Bundesregierung will den stockenden Absatz von E-Autos mit Steuererleichterungen ankurbeln.
Das Kabinett beschloss dafür am Mittwoch, die Steuervorteile für vollelektrische Dienstwagen auf Autos bis zum Wert von 95.000 Euro von bisher 70.000 auszudehnen. Künftig sollen Besitzer solcher Autos bis zu diesem Preis von dem auf 0,25 Prozent reduzierten Steuersatz profitieren. Zum Vergleich: Bei Benzinern müssen monatlich 1,0 Prozent des geldwerten Vorteils versteuert werden.
Zudem will die Regierung eine Sonderabschreibung für E-Autos einführen, die rückwirkend ab Juli bis 2028 gelten. So können 40 Prozent im Jahr der Anschaffung steuerlich geltend gemacht werden. Dann sinkt der Anteil in jedem Jahr schrittweise bis auf sechs Prozent. Beide Instrumente zusammen werden nach Schätzungen des Finanzministeriums den Staat rund 600 Millionen Euro im Jahr kosten.
Von den Instrumenten erhofft sich die Regierung einen besseren Absatz von E-Fahrzeugen, der zuletzt geschwächelt hatte. Die Pläne sind Teil des sogenannten Wachstumschancenpakets und trafen teils auf scharfe Kritik. Umwelt- und Sozialverbände hatten bezweifelt, dass dadurch ein Absatzschub ausgelöst werde. “Das Geld kommt vor allem Spitzenverdienern zugute”, hieß es in einem gemeinsamen Papier. Es gebe bessere und gerechtere Instrumente, um günstige und klimafreundliche E-Mobilität zu fördern. Vor allem gebe es immer noch zu starke Steuervorteile für Verbrenner-Dienstwagen. Auf der anderen Seite bleibe die Zukunft des Deutschlandtickets im Nahverkehr offen. Es komme jetzt bereits zwölf Millionen Menschen zugute und vernetze klimafreundlich Stadt und Land.
LOB VON INDUSTRIE
Der Autobranchenverband VDA lobte hingegen den Beschluss als wichtiges Signal nach dem abruptem Wegfall der Kaufprämie und der schwächeren Nachfrage. Insbesondere die Anhebung der Grenze auf 95.000 Euro beim reduzierten Steuersatz helfe, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Dies werde auch dem Gebrauchtwagenmarkt helfen. Das Gesetz müsse schnell in Bundestag und Bundesrat beschlossen werden.
Die Bundesregierung hatte die Kaufprämie von 6000 Euro Ende 2023 abgeschafft, die für alle E-Autos bis 65.000 Euro galt. Nach Berechnungen in der Regierung könnte der Besitzer eines 90.000 Euro teuren E-Autos, wenn er von einem Verbrenner umsteigt und einen Steuersatz von 40 Prozent hat, über drei Jahre rund 9000 Euro sparen. Dies wären also 50 Prozent mehr als die frühere Kaufprämie von 6000 Euro, wenn ein Spitzenverdiener ein Luxusauto fährt.
(Bericht von Markus Wacket und Holger Hansen; redigiert von Thomas Seythal. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)