Frankfurt (Reuters) – Im Kampf gegen Hackerangriffe klaffen bei deutschen Unternehmen einer Studie zufolge Wunsch und Wirklichkeit auseinander.
Fast 90 Prozent äußerten sich zuversichtlich, auf die zunehmende Bedrohung gut vorbereitet zu sein, wie der “Cyber Resilience Report 2024” der Cybersicherheitsfirma Cohesity ergab, der der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorab vorlag. Zugleich hätten 86 Prozent der befragten Firmen im vergangenen Jahr nach sogenannten Ransomware-Attacken Lösegeld gezahlt. Dabei infizieren Hacker Computersysteme, verschlüsseln die dort gespeicherten Daten und geben sie erst nach Zahlung eines Lösegeldes (“Ransom”) wieder frei.
Die mangelnde Abwehrbereitschaft der deutschen Unternehmen spiegele sich auch im Zeitraum für die Wiederherstellung der IT-Systeme wider, schrieben die Autoren der Studie weiter. Etwa zwei Drittel der 404 befragten deutschen Firmen benötigten hierfür zwischen einer Woche und zwei Monaten. Nur sieben Prozent schafften es in bis zu drei Tagen. International liege diese Quote bei 18 Prozent. Insgesamt hatte Cohesity mehr als 3100 IT-Verantwortliche aus acht Ländern befragt.
“Die Studienergebnisse zeigen eine Kluft zwischen Selbstbild und Realität bei der Wiederherstellung nach einem Cyberangriff”, sagte James Blake, der bei Cohesity die Strategien für die Abwehr von Hackerangriffen verantwortet. Gleichzeitig gäben sich viele Firmen dem Trugschluss hin, durch die Zahlung schneller wieder arbeitsfähig zu werden. Allerdings könnten lediglich vier Prozent der Opfer alle Daten wiederherstellen, weil Dateien im Verlauf eines Angriffs oft beschädigt würden.
Zudem ermutigten Lösegeld-Zahlungen die Kriminellen, warnten die Autoren der Studie weiter. Daher nähmen derartige Angriffe in den Ländern, in denen gezahlt werde, zu. In den vergangenen sechs Monaten seien 83 Prozent der deutschen Firmen zum Ziel einer Ransomware-Attacke geworden. Dies sei fast eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr. International liege die Quote bei 67 Prozent.
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)