Commerzbank-Chef äußert sich zurückhaltend zu Unicredit

Berlin (Reuters) – Commerzbank-Chef Manfred Knof hat sich zurückhaltend zu einer möglichen Fusion mit der italienischen Großbank Unicredit geäußert.

Die Commerzbank sei stark und halte am Umsetzen der eigenen Strategie 2027 fest, um profitabler zu werden, sagte Knof am Montag am Rande einer Veranstaltung der Hochschule ESMT in Berlin. “Da ist jetzt zunächst mal unser Fokus drauf und alles andere wird man dann sehen.” Zu einem möglichen Zusammenschluss wollte er sich nicht konkret äußern. Es habe Kontakt mit der Unicredit gegeben. “Wir sind natürlich von unserem eigenen Plan überzeugt”, betonte Knof. Aber wenn jemand anders gute Ideen vorlege, werde man das professionell prüfen – im Sinne der Kunden, Mitarbeiter und Investoren, sagte Knof.

Zuvor hatte Unicredit-Chef Andrea Orcel sein Werben um die Commerzbank verstärkt: “Für den Moment sind wir nur ein Aktionär. Aber eine Zusammenführung beider Banken könnte zu einem erheblichen Mehrwert für alle Stakeholder führen und würde einen deutlich stärkeren Wettbewerber auf dem deutschen Bankenmarkt schaffen”, sagte Orcel dem “Handelsblatt” vom Montag. Es gebe wenige Überschneidungen zwischen den Instituten. Damit könne eine Bank geschaffen werden, “die sich geografisch gut ergänzt und mit Privatkunden- und Unternehmensgeschäft sehr gut ausbalanciert ist.” Europa und auch Deutschland bräuchten stärkere Banken, sagte Orcel.

Unicredit, die in Deutschland mit ihrer Marke HypoVereinsbank bekannt ist, hatte am Mittwoch überraschend bekanntgegeben, neun Prozent am zweitgrößten börsennotierten deutschen Geldinstitut erworben zu haben. Orcel hatte bereits da für eine Fusion geworben, allerdings auch eine Reduzierung des Anteils nicht ausgeschlossen. Im Falle eines Zusammenschlusses könnte ein Bankriese entstehen, der einen Marktwert von fast 74 Milliarden Euro erreicht.

UNICREDIT-CHEF: “WIR WERDEN EIN AKTIVER AKTIONÄR SEIN”

Knof sagte, er nehme die jüngsten Interview-Aussagen von Orcel zur Kenntnis. “Also das einzige, was ich habe, ist mein eigener Plan, den ich umsetze.” Die Commerzbank habe nun einen neuen Aktionär, den sie auch begrüße. “Aber ich kann ja nur dann bessere Vorschläge miteinander vergleichen, wenn die auch vorliegen, und die liegen nicht vor.” 

Unicredit-Chef Orcel sagte, das Management beider Institute habe die Pflicht, “das Beste für ihre Stakeholder zu tun – für ihre Mitarbeitenden, ihre Kunden und ihre Aktionäre sowie für Deutschland insgesamt.” Sollte dies nicht wie erhofft Ausgangsbasis für den Dialog mit der Commerzbank sein, “dann werden wir ein aktiver Aktionär sein”, betonte der Italiener. “Wir werden darauf hinwirken, die Transformation zu beschleunigen, um deutlich mehr Wert für alle Stakeholder zu schaffen.” Das sei gut für die Commerzbank und gut für die Unicredit als Investor.

Die Bundesregierung äußerte sich ebenfalls zurückhaltend zu den Übernahmeavancen der Unicredit. Der Bund bewerte weiter die neue Lage, sagte eine Sprecherin des FDP-geführten Finanzministeriums (BMF). Die Commerzbank sei gegebenenfalls am Zug, Gespräche mit Anteilseignern zu führen. Die Bundesregierung habe beim jüngsten Verkauf von Commerzbank-Anteilen am Markt keinen Einzelinvestor im Vorfeld aktiv angesprochen und auch nicht gewusst, dass die Unicredit kurz vorher bereits 4,5 Prozent der Commerzbank am Markt gekauft hatte. “Zu dem Zeitpunkt, als das Bookbuilding-Verfahren unumkehrbar gestartet wurde, war dem BMF nicht bekannt, dass UniCredit über weitere Anteile der Commerzbank verfügt.”

Auf die Frage, was er sich vom Bund für ein weiteres Vorgehen wünsche, sagte Knof: “Die Bundesregierung ist Aktionär von uns und wir haben natürlich unsere Argumente und die werden auch immer vortragen, warum eine starke Commerzbank natürlich gut ist für den Finanzstandort Deutschland.”

Derweil lotet die Deutsche Bank einem Medienbericht aus, wie sie eine Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit erschweren könnte. Zu den Überlegungen gehöre, einen Teil oder die gesamten restlichen zwölf Prozent zu übernehmen, die der Bund noch an der Commerzbank hält, berichtete die Agentur Bloomberg unter Berufung auf Personen, die mit der Sache vertraut seien. Die Deutsche Bank erklärte dazu, man äußere sich nicht zu Wettbewerbern und fokussiere sich auf die eigene Wachstumsstrategie und das Ziel, “2025 eine Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent zu erreichen”.

(Bericht von Klaus Lauer und Tom Sims, Mitarbeit von Anneli Palmen und Christian Krämer, redigiert von Olaf Brenner.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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